Organisierte Religionen begründen ihren Einfluss in der Gesellschaft damit, dass sie besondere Erkenntnisse über das Wesen und den Willen eines oder mehrerer Götter besitzen. Um einen zu ergründenden Willen zu haben, muss so ein Gott jedoch überhaupt erstmal existieren. Das haben auch die Vertreter der Religionen eingesehen, und so arbeiten seit etwa 2.500 Jahren viele der klügsten Vertreter jeder Generation daran, Hinweise für die tatsächliche Existenz jener Gottheit zu sammeln, die im Judentum als Jahwe bekannt ist und später von Christen und Moslems übernommen wurde.
Die klassischen Gottesbeweise: Null Hinweise
In einer Reihe von Blogposts haben wir uns die von den Religionisten im Laufe der Jahrtausende gesammelten „Gottesbeweise“ näher angeschaut. Wir hatten mit den drei klassischen Argumenten begonnen: Dem kosmologischen, dem teleologischen und dem ontologischen Gottesbeweis. Im Folgenden habe ich die Argumente kurz zusammen gefasst.
Der kosmologische Gottesbeweis: „Das Universum ist sehr komplex und ich behaupte mal, dass es nicht ewig sein kann. Da niemand weiß, wie es geschaffen worden ist, muss Jahwe am Werk gewesen sein, der daher existiert. Jahwe selbst hat keinen Ursprung, er ist ewig.“ – Hier wird etwas sehr komplexes (das Universum) dadurch erklärt, dass man noch etwas viel komplexeres (einen Geist, der in der Lage ist ein Universum zu schaffen) voraussetzt. Zu dessen Ursprung sagt man nichts. Kurz gesagt: Das kosmologische Argument erklärt gar nichts.
Der teleologischen Gottesbeweis: „Wenn ich bestimmte Teile der Natur – z.B. Bananen – betrachte, erkenne ich intuitiv, dass sie von einem intelligenten Wesen zu einem bestimmten Zweck geschaffen sein müssen. Ich behaupte, dass dieses Wesen Jahwe ist, der daher existieren muss.“ – Hier werden aus dem breiten Spektrum der Natur einzelne Beispiele heraus gepickt, die „irgendwie künstlich“ und „zweckgebunden“ erscheinen. Das Argument beißt sich aber in den metaphorischen Schwanz: Geht man von einer bewussten Schöpfung aus, dann wurde die Natur komplett geschaffen. Die heraus gesuchten Beispiele sind dann im gleichen Maße zweckgebunden wie alle anderen. Dies ist ein Widerspruch zu der Annahme, dass der Beobachter einen bestimmte, in der Natur vorkommenden Gegenstand als künstlich wahrnehmen kann, andere jedoch nicht künstlich wirken. (Die Vielfalt der Natur wird übrigens durch die Mechanismen der natürlichen Auslese elegant und stimmig erklärt. Seit der Entdeckung der Gesetze der Evolution sind die teleologischen Beweise daher de facto erledigt.)
Der ontologische Gottesbeweis: „Wenn ich an Gott denke, denke ich mir das perfekte Wesen. Eines der Merkmale von Perfektion ist Existenz. Jahwe muss daher existieren.“ – Der Argumentierende setzt also voraus, dass sein Gott existiert und leitet daraus klarsichtig ab, dass sein Gott existiert. Na toll. Nur, weil man sich etwas ausdenken kann, muss das noch lange nicht tatsächlich existieren.
Moderne Gottesbeweise: Null Hinweise
Zusätzlich zu den klassischen „Beweisen“ haben wir noch den thermodynamischen Gottesbeweis betrachtet (verwendet physikalische Fachbegriffe falsch), die vier „unwiderlegbaren Argumente“ des Predigers Ray Comfort abgeklopft (und alle widerlegt), mehrere Arten von Schriftbeweisen vorgestellt (schlagen fehl), die moralischen Gottesbeweise angeschaut (versuchen es gar nicht erst) und sind auf die Pascalsche Wette eingegangen (die er verliert).
Update: Nachträglich kamen noch hinzu:
- Der DNA-Beweis für die Existenz Gottes (Falsche Verwendung von Fachbegriffen)
- Die „Signatur Gottes“ (siehe Kommentare)
- Der 747-Beweis für die Existenz Gottes (Falsches Verständnis der Evolution)
- Heilungs- und Alltagswunder als Beweis für die Existenz Gottes (1. Falsche Definitionen und 2. Keine Nachweise erbracht)
- Biblische Prophezeiungen (und noch mehr davon) als Beweis für die Existenz Gottes (Nachträgliches Zurechtbiegen)
- Erscheinungswunder als Beweis für die Existenz Gottes (Wasserflecken an einer Wand sind keine Beweise für göttliche Eingriffe, ihr Nüsse!!!)
Resultat: Null Hinweise für die Existenz eines Gottes
Trotz 2.500 Jahren des Suchens haben all diese „Gottesbeweise“ insgesamt null Hinweise für die Existenz eines Gottes erbracht. Macht, Reichtum und Deutungshoheit der organisierten Religionen stützen sich also auf ein reines Phantom.
In einem der folgenden Blogposts werden wir noch einen Schritt weiter gehen: Wir werden zeigen, dass der von den abrahamitischen Religionen verehrte Gott nicht existieren kann.