MGEN-Podcast Folge 35: Die 615 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 3)

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In dieser Folge setzen wir zum dritten (zweieinhalbten?) Mal die Kippa auf und beschäftigen uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • (0m31s) Christentum als Ursprung und Hort des Antisemitismus: Die ersten 2000 Jahre
    (Reinhold Schlotz, „Von Golgatha nach Auschwitz. Die Mitverantwortung des Christentums für den Holocaust“ 125 S., Alibri Verlag)
  • (56m42s) Alles anders, alles neu? Antisemitismus im 21. Jahrhundert

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Und hier noch das Segment „Christentum als Ursprung und Hort des Antisemitismus“ einzeln:

 

MGEN-Podcast Folge 34: Die 614 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 2)

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In dieser Folge setzen wir zum zweiten Mal die Kippa auf und beschäftigen uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • (03’52“) Das Bühnenbild: Der Untergang der Bronzezeit-Zivilisation
  • (17’01“) Hörer beschimpfen Podcaster, Sonderedition
  • (21’22“) … in a galaxy far away: Die Ursprünge des Judentums – Heilsgeschichte
  • (48’19“) … in a galaxy far away: Die Ursprünge des Judentums – Archäologie

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MGEN-Podcast Folge 33: Die 613 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 1)

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In dieser Folge beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • 02m51s: Das Judentum heute: Ethnische Gruppen und die fünf Zweige
  • 23m42s: Nächstes Jahr in Jerusalem: Was ist Zionismus?
  • 45m25s: Die Quellen: Tora, Tanach und Talmud
  • 1h02m58s: Unorthodox von Deborah Feldman: Eine Frau steigt aus
  • 1h36m51s: Die Schwester der Nichte der Tochter: Die 613 Gebote Gottes

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„Was wirst du Gott sagen, falls doch wahr ist was in der Bibel steht?“

Der  Kommentator Grave Keeper stellte auf dem MGEN-Youtube-Kanal die folgende Frage:

„Nur so hypothetisch genommen: Was wirst du GOTT sagen, wenn doch wahr ist was in der Bibel steht? Denn jeder von uns muss mal sterben — und wenn es einen GOTT gibt, dann lebt jeder Mensch gefährlich auf der Erde, wenn er meint dass es ihn nicht gibt.“ (Hier die vollständige und unkorrigierte Version)

Da muss ich nicht lange nachdenken, denn Bibelgott Jahwe würde ich gern mal ein paar Fragen stellen: „Dear Sir or Madam, schämen Sie sich eigentlich überhaupt nicht? Wie können Sie zulassen, dass allein in Deutschland jedes Jahr 2000 kleine Kinder an Krebs erkranken? Wie können Sie quer durch die Geschichte Millionen und Abermillionen Menschen an Polio verrecken lassen oder an Typhus? Wieso müssen zigtausendfach kleine Kinder ertragen von Ihren Priestern systematisch vergewaltigt zu werden? Wie konnten Sie im Jahr 2004 den Weihnachtstsunami schicken und innerhalb von ein paar Stunden eine Viertelmillion Menschen ersäufen? Sie sind der größte Massenschlächter der Weltgeschichte.

Nein, nein, reden Sie sich nicht raus! Als allmächtiger Schöpfer des Universums sind Sie für das Wohlergehen Ihrer Kreaturen verantwortlich! … Der freie Wille? Wieso zählt nur der freie Wille der Pädopriester und nicht der Wille der verzweifelten Kinder? Wieso dürfen tyrannische Nazis sich frei zum Massenmord entscheiden, aber deren Opfer nicht entscheiden in Frieden zu leben? Und welche Rolle soll der freie Wille spielen bei Naturkatastrophen oder Infektionskrankheiten?

Der einzige, der dabei frei entscheiden konnte, das waren ja wohl Sie. Und Sie haben sich entschieden Ihren Kreaturen massenhaftes und systematisches Leid anzutun. Als allmächtiger Weltenschöpfer hätten Sie all dieses Leid, das Dahinsiechen und das Morden mit einem einzigen Fingerschnippen einfach so verhindern können. Haben Sie aber nicht. Stattdessen haben Sie sich zurück gelehnt und alles mitangesehen. Ihre Gleichgültigkeit und Ihre Arroganz kennen offenbar keinerlei Grenzen. Sie bezeichnen sich als allgütig, aber Sie sind ein brutaler Folterer. Sie haben den Begriff Gerechtigkeit so lange verdreht, bis er mit Willkür synoym ist. Widerlich. Schämen Sie sich!“

Okay, Grave Keeper, beantwortet das deine Frage hinreichend? Da das Gottesbild der Bibel in sich widersprüchlich ist — und damit logisch ausgeschlossen ist, dass Gott Jahwe existiert — wird diese Konversation niemals stattfinden. Eigentlich fast schade.

Zum Abschluss habe ich auch eine Frage an dich, Grave Keeper: Was wirst du sagen, wenn du nach deinem Tod vor Lord Krishna stehst? Der wäre nämlich ziemlich sauer auf dich, weil du dein Leben lang einem falschen Götzen gefolgt bist. Und das, obwohl doch klar ersichtlich war, dass der Hinduismus die einzig wahre Religion ist — eine Milliarde Hindus haben das schließlich auch verstanden. Aber vielleicht wirst du ja auch nicht vor Krishna stehen, sondern vor Zeus oder Odin, oder Allah, oder Baal, oder Isis und Osiris, Anuk, Marduk, Tlaloc, Chaac oder einer traurig den Kopf schüttelnden Inkarnation des Buddha. Was wirst du sagen, wenn Mithra dich zur ewigen Feuerfolter verurteilt, weil du die wahren Göttern geleugnet und stattdessen ein Phantom verehrt hast? Angesichts all dieser schlecht gelaunten Göttergestalten, lebst du als Jahwe-Anhänger nicht ziemlich gefährlich?

Ich bin gespannt auf deine Antwort.

35 Gottesbeweise geprüft: Alle falsch!

Im Laufe von vier Jahren haben wir in diesem Blog 35 angebliche Beweise für die Existenz von Göttern, insbesondere für die Existenz des jüdisch-christlich-islamischen Bibel-Gotts Jahwe, näher betrachtet. Diese Argumente werden von Theisten immer wieder vorgebracht um die Korrektheit ihres Glaubens und ihrer Religion zu beweisen. Auf Basis dieser „Beweise“ sehen die Religionisten sich als Hüter ewiger Wahrheiten und Wahrer der „Gesetze Gottes“, die sie nicht nur selbst befolgen, sondern auch – mit struktureller Gewalt über Normen und Gesetze, oder im Zweifel auch mit Macheten und Sprengstoffgürteln – der gesamten Gesellschaft aufdrücken wollen.

Diese „Beweise“ sind jedoch Illusion, kein einziges Argument ist schlüssig. Es gibt im Gegenteil durchaus solide Ansätze (hier und hier), die beweisen, dass zumindest Bibel-Gott Jahwe nicht wie behauptet existieren kann, die abrahamitischen Religionen also ohne jede Faktenbasis sind.

Eigentlich ist dazu alles gesagt. Die religiösen Argumente wiederholen sich, und mit ihnen die dahinter stehenden unwahren Behauptungen und logischen Fehler. Lohnt sich die Mühe auch noch einen vierzigsten und fünfzigsten „Beweisgang“ anzuschauen?

Hier sind die betrachteten Gottesbeweise im einzelnen, lose geordnet nach Typ des zentralen Arguments:

Das kosmologische Kalām-Argument für die Existenz Gottes

Das Kalām-Argument für die Existenz eines Gottes ist im Wesentlichen ein sprachlicher Trick, der die allzu offensichtlichen Fehler des klassischen kosmologischen Arguments verschleiern soll. Das kosmologische Argument geht so:

„Nichts ist von sich selbst verursacht. Alles Existierende hat eine Ursache. Dies führt zu einem Regress. Dieser Regress wird durch eine erste Ursache begrenzt, diese nennen wir Gott.“

Religionisten, die so argumentieren, werden meist schon durch ein einfaches „Woher weißt du das?“ aus dem Konzept gebracht. Es ist ja klar: So ein hochkomplexes, mächtiges Wesen wie ein Gott, wie ist das entstanden? Was ist seine Ursache? Der Gott, hören wir dann, sei ewig und ungeschaffen. Eben wurde aber noch vorausgesetzt, dass nichts ursachenlos existieren kann. Der ursachenlose Gott existiert also nicht. Das kosmologische Argument entpuppt sich als Zirkelschluss.

Um das Problem mit diesem infiniten Regress zumindest notdürftig zu stopfen (und dies ist nur eins von vielen Problemen mit dem kosmologischen Beweis), wurde das Kalām-Argument entwickelt:

(P1) Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache für seine Existenz.
(P2) Das Universum begann zu existieren.
(S1) Daher: Das Universum hat einen Ursache für seine Existenz, diese nennen wir Gott.

Darauf folgt in der Regel eine sehr lange, umständliche Begründung von P2, während P1 allenfalls als „trivial“ abgetan wird. Hm, soll mit dieser ausführlichen Beschäftigung etwa von P1 abgelenkt werden?

Ja, in der Tat. Die Religionisten werfen hier nämlich mehrere Bedeutungen des Begriffs „Ursache“ in einen Topf. In der alltäglichen Verwendung hat tatsächlich „alles“ eine Ursache oder einen Schöpfer: Bilder werden von einem Maler gemalt und Autos in einer Fabrik gebaut. Bei dieser Schöpfung oder Ursache handelt es sich aber lediglich um eine Umwandlung bestehenden Materials, eine creatio ex materia: Aus Leinwand und Pigment wird mithilfe eines Pinsels ein Bild, dieser Prozess ist seine Ursache, der Maler sein Schöpfer. Ebenso wird aus Metallerzen und Kohlenstoffen durch Prozesse wie Schmelzen oder Formen ein Auto.

Dieser ex materia Begriff “Ursache” ist jedoch völlig verschieden von der im zweiten Teil des Kalam-Arguments verwendeten Schöpfung ex nihilo, also der behaupteten Schöpfung des Universums aus dem Nichts, dem Nicht-Sein. Durch dieses Springen zwischen Bedeutungen soll der Eindruck erweckt werden, dass die Entstehung des Universums als creatio ex nihilo ebenso eine Ursache voraussetzt wie die einfache Umwandlung von Materie, die creatio ex materia.

Diese versteckt eingebrachte Behauptung ist aber komplett ohne Hinweise auf ihre Korrektheit: Tatsächlich weiß niemand, ob das Universum eine Ursache haben muss, denn niemand hat jemals so eine creatio ex nihilo beobachtet oder damit experimentiert. Es gibt solide Anzeichen dafür, dass man auch ohne externe Ursache auskommt: Kosmologen vermuten natürliche Raumfluktuationen, aus denen aus dem Nichts spontan und völlig ursachenlos Elementarteilchen entstehen, aus denen sich die Welt aufbaut.

Die Religionisten spielen also mit der Erwartung der Leser: Zuerst wird die intuitive Bedeutung des Begriffs „Ursache“ eingeführt, dann zur kosmologischen Bedeutung gewechselt und schließlich so getan, als ob beide Bedeutungen, also creatio ex nihilo und creatio ex materia, das gleiche meinen. Tun sie aber nicht. Ehrliche Religionisten müssten stattdessen versuchen nachzuweisen, dass auch so eine Schöpfung aus dem Nicht-Sein eine Ursache benötigt. Das tun sie aber nicht.

Und selbst, falls das irgendwann irgendwem irgendwie gelingen sollte: Die Bezeichnung einer irgendwie gearteten Ursache des Universums als „Gott“ ist völlig willkürlich. Der logische Sprung von der unpersönlichen Urkraft hin zu Bibel-Gott Jahwe mitsamt Bundeslade, Jesus und Marienwundern – dieser Sprung ist unendlich weit und bleibt völlig ohne jeden Beleg.

Falls sich jemand für einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung im Bereich Kosmologie und speziell für die Vakuumfluktuationen als Quellen der Materie interessiert, empfiehlt sich Lawrence Krauss‘ kurzes Buch „Ein Universum aus dem Nichts„.

Zwischenstand bei den Gottesbeweisen: 0 – 20

Seit etwa zweieinhalb Jahren schauen wir uns im Rahmen dieses Blogs Argumente für die Existenz des jüdisch-christlich-islamischen Bibel-Gottes Jahwe an, wie sie von Theisten immer wieder vorgebracht werden. So ein Beweisgang besteht in der Regel aus einer Reihe von Annahmen und daraus hergeleiteten logischen Schlüssen. Am Ende steht dann meist ein „Und daraus folgt: Die Gottheit Jahwe existiert!“

Damit ein Beweis stimmt, müssen naheliegenderweise sowohl die Annahmen als auch die logischen Herleitungen korrekt sein. Sind die Annahmen unzutreffend oder die Schlüsse unlogisch, ist der Beweis falsch. Das bedeutet dann natürlich noch lange nicht, dass das Gegenteil gelten muss, also der jeweilige Gott ganz sicher nicht existiert – lediglich der Beweis für die Existenz ist im Einzelfall gescheitert.

Bei den betrachteten Ansätzen zeigen sich immer wieder dieselben logischen Fehler (oder Fallen?) Oft wird die Existenz einer Gottheit trickreich formuliert in den Annahmen eingebracht – und dann am Ende triumphierend geschlussfolgert! Sehr schön klar wird das beim ontologischen Beweis. Etwas vereinfacht:

(A1) Der Gott ist das Wesen mit der perfekten Kombination von Eigenschaften.
(A2) Ein Wesen ohne die Eigenschaft „Existenz“ ist nicht perfekt.
(S) Der Gott hat die Eigenschaft „Existenz“, existiert also.

Derart vom rhetorischen Gestrüpp befreit wird klar, dass (A1) die Existenz einer Gottheit bereits versteckt voraus setzt. Ein ehrliche Formulierung müsste lauten:

(A1) Der Gott existiert. Er ist das Wesen mit der perfekten Kombination von Eigenschaften.

Dass daraus dann „Der Gott existiert!“ folgert, wird niemanden überraschen.

Ein zweiter üblicher Logikfehler ist der Sprung von „der Gott existiert“ zu „darum ist meine Religion richtig!“ Die bekannten Gottesbeweise versuchen lediglich die Existenz irgend eines göttlichen Wesens zu beweisen. Der logische Sprung zu „das ist Jahwe, der Gott des Christentums, das daher stimmt!“ ist völlig willkürlich und erfolgt ohne jede Begründung. Mit genau der gleichen Berechtigung könnte man zu Krishna springen, zu Zeus oder Papa Schlumpf. Fragt man hier nach, hört man oft die eher unbefriedigende Antwort “Das steht in der Bibel, an deren Wahrheit glaube ich ganz fest.”

Von den bislang angeschauten Beweisen für die Existenz von Göttern war kein einziger korrekt. Hier sind sie im einzelnen:

Also haben wir (je nach Zählung, einiges wiederholt sich) 20 bis 25 der bekanntesten und meist verwendeten Gottesbeweise angeschaut – bislang war kein einziger schlüssig. Im Gegenteil: Wir haben einige durchaus solide Ansätze (hier und hier) gezeigt, die beweisen, dass zumindest die Gottheit Jahwe nicht wie behauptet existieren kann.

In der Sammlung fehlen noch eine Reihe von Argumenten, wie zum Beispiel das Transzendentale Argument für Gott (TAG) und das Kalam-Argument, eine etwas verschwurbelte Version des kosmologischen Beweises. Daneben verdienen auch noch die in den USA aktuell als chic geltenden Präsuppositionisten eine nähere Betrachtung. Es bleibt also spannend – wer weiß, vielleicht ist ja doch noch ein gültiger Beweis für die Existenz (zumindest irgend einer) Gottheit dabei …

Die ungewöhnliche Karriere des Bibel-Gotts Jahwe

Die Menschen haben im Laufe der Geschichte Tausende von Göttern nach ihrem Ebenbild geschaffen. Ab und zu wundert man sich, dass sich ausgerechnet die Kulte des äußert unangenehmen Bibel-Gotts Jahwe so sehr durchsetzen konnten. Jahwe wird beschrieben als eifersüchtig und jähzornig, worauf er sich stolz beruft. Er gilt als frauenhassend, kinderhassend, fremdenhassend, schwulenhassend, lesbenhassend; er befürwortet ausdrücklich Völkermord, Sklaverei und Folter. Er hetzt wahllos gegen Nachbarstämme, Astrologen und sogar gegen Leute, die Dachgärten auf die falsche Weise anlegen. Seine Gesetze reichen in alle Lebensbereiche, sie sind unmöglich hart und in sich widersprüchlich; von seinen ratlosen Anhängern fordert er, falls sie seine ewige Höllenfolter vermeiden wollen, Tier- und Menschenopfer; er opfert laut Neuem Testament sogar irgendwie sich selbst an sich selbst. Genau genommen mag Jahwe also eigentlich nur einige alte Männer. Kein großes Rätsel, aus welcher demographischen Gruppe sich seine Priesterkaste traditionell zusammensetzt.

Wenn es schon Religion im Allgemeinen und Monotheismus im Speziellen sein musste, hätten wir nicht bei Apollon, dem Gott der Lyrik und des Frühlings oder bei der friedlichen Erdgöttin Gaia landen können? Klar, andere Götter wie der ägyptischen oder der sumerisch/babylonische Pantheon oder auch die hinduistischen Götter wurden und werden deutlich länger verehrt als Jahwe in seinen Verkleidungen, ob als „JHWH“, „Gott“ oder als „Allah“. Trotzdem, die Frage bleibt: Warum sind die ollen Geschichten über ihn so erfolgreich?

Die Quellenlage ist naturgemäß etwas dürftig, aber es sieht so aus, also ob Jahwe seine Karriere als einer von vielen Göttern der Kanaaniter begann, wahrscheinlich als Vulkan- oder Kriegsgott. Er wurde zum israelitischen Stammesgott erhoben, wurde dann, wohl zu Zeiten des babylonischen Exils, vom Haupt- zum ausschließlichen Gott des Stamms, und später von den Christen und Moslems übernommen (die dann wiederum die Juden, die ja genau genommen nichts dafür können, seit zweitausend Jahren mit Hass und Verfolgung überziehen).

Gewalt und Eifersucht: Kulturelle Evolutionsvorteile

Neben einer gehörigen Portion Zufall (wir hätten auch bei Osiris oder Mithra enden können) würde ich zwei entscheidende Faktoren für die erstaunliche Karriere dieses Fieslings ausmachen:

Erstens begünstigen die zugeschriebenen Eigenschaften Jähzorn, Eifersucht und Gewalttätigkeit die Jahwe-Kulte im Rahmen der soziokulturellen Evolutionsmechanismen: Vor die Wahl gestellt z.B. zwischen Marquod, dem sanftmütigen Gott des Tanzes und der Heilung und dem eifersüchtig tobenden Jahwe, entschieden sich viele Kanaaniter schlichtweg aus Angst eher für die Verehrung von Jahwe – Marquod und seine Kollegen hatten ja ausdrücklich kein Problem mit der Verehrung anderer Götter. Jahwe aber schon, und er wurde leicht gewalttätig. Im Laufe der Generationen wurde so die Jahwe-Gefolgschaft größer, die der anderen Götterfiguren kleiner.

Den gleichen Vorteil hatte Jahwe später als zart schaumgebremster, christlicher Gott im römischen Reich: Während die traditionelle römische Religion integrativ war und Platz für viele altbekannte, neue oder exotische Götterkulte bot, fiel der Jahwe-Kult durch seine Ausschließlichkeit (negativ) auf. Und klar, es erscheint attraktiver einem Gott zu folgen, der mittlerweile mit dem ewigen Leben lockte, und tösend mit der Verfolgung von Ungläubigen droht: „Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation“. Den anderen Göttern war es ja schließlich egal, und etwas Vergleichbares zu bieten hatten sie auch nichts.

Endlich Staatsreligion: Das Imperium schlägt zurück

Und zweitens: Das antike Christentum des ersten und zweiten Jahrhunderts hatte in seiner Mischung aus pharisäischem Judentum, Gnostizismus und Mysterienkulten wenig mit dem zu tun, was wir heute als christlichen Kanon betrachten. Im vierten Jahrhundert wurde das Christentum von Seiten des römischen Kaiserhofes, also von oben herab, systematisch umgebaut und für seinen ausersehenen Zweck tauglich gemacht: Das Reich durch eine neue, strahlkräftige Staatsreligion zu einen, die zerfallenden Kräfte zu erneuern und in der Hand der Kaiser zu bündeln. Das so zum geistigen Arm des Staates umgebastelte Christentum hatte nun nichts mehr zu tun mit seinen Ursprüngen als ein politischer Zweig des Judentums, der sich in der damals verbreiteten Endzeitstimmung gegen die als drückend empfundene römische Besatzung wehrte. Als Staatsreligion eines Weltreichs hatte es die geballte Macht des Imperiums hinter sich. Damit war es dann natürlich ein Leichtes, den neuen Kult durchzusetzen.

Als die Kaiser dann irgendwann Rom in Richtung Ravenna verließen und schließlich ganz verschwanden, wandten sich die Menschen an die verbliebene Respektsperson: Den Bischof von Rom, der von nun an die römische Reichsidee, die Romanitas, verkörperte. Auch heute noch nennen sich die Päpste „Pontifex Maximus“ – ein Titel, den schon Gaius Julius Cäsar als Oberpriester des römischen Götterkults trug.

Warum nicht stattdessen die Göttin der Liebe?

Schaut euch doch in der Welt um: Christentum und der später davon abgespaltene Islam haben auch heute noch Eigenschaften von Staatsreligionen, und auch den praktischen Anspruch solche zu sein. Sobald ihre Anhänger sicher im Sattel sitzen, geht es den Rechten der religiösen Minderheiten an den Kragen.

Liebe Religionisten, wenn ihr schon vor Übermenschen buckeln müsst, hättet ihr euer Weltbild nicht auf Venus, der antiken Göttin der Liebe, aufbauen können? Oder auf Schamasch, dem babylonischen Gott der Gerechtigkeit? Oooder könntet ihr nicht zumindest damit aufhören, eure merkwürdingen Vorstellungen von Moral und der „rechten Lebensweise“ mit Gewalt in die Menschen um euch herum hineinprügeln zu wollen?

Euer Gott kann uns gar nix!

Liebe Atheisten und andere Jahwe-Ungläubige,

von höchster Stelle haben wir bei MGEN soeben die Versicherung erhalten, dass die meisten von uns gegen die Macht der wilden Bibel-Gottheit Jahwe immun sind, und wir uns daher nicht vor Blitz, Donner und ewiger Höllenfolter zu fürchten brauchen. Denn (Richter 1.19):

Und der HERR war mit Juda, und er nahm das Gebirge in Besitz. Aber die Bewohner der Ebene waren nicht zu vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.

Zumindest diejenigen von uns, vor deren Haus ein eiserner Wagen steht, sei es VW, Opel oder ein Japaner, sind also vor dem Zorn des Gottes sicher. Und die anderen können sich bestimmt beim Herannahen der Apokalypse noch schnell ein Mietauto sichern.

Zum Beweis der Nichtexistenz des Bibel-Gottes

Immer wieder hört man leider auch von Atheisten die Mär „Die Existenz des christlichen Gottes lässt sich nicht widerlegen“. Die Argumentation geht davon aus, dass die Nichtexistenz einer Entität grundsätzlich nicht zu beweisen sei – Weiteres Beschäftigen mit der Sache sei daher zwangsläufig fruchtlos und somit überflüssig.

Nichtexistenz kann aber auf zwei Arten bewiesen werden: Erstens empirisch und zweitens analytisch. Nichtexistenz empirisch zu beweisen ist sehr viel schwieriger als ein Beweis der Existenz – um schon die Nichtexistenz einer Bohnenkonserve in meinem Haus zu beweisen, müsste ich alle zumindest dosengroßen Verstecke gleichzeitig unter die Lupe nehmen und jeweils Dosenfreiheit zeigen. Zu einem erfolgreichen Existenzbeweis müsste ich lediglich eine Konservendose auf den Tisch stellen – fertig!

Der analytische Weg kann hier helfen. Zuerst auf abstrakter Ebene: Wer behauptet, dass eine Entität E existiert, der behauptet zugleich, dass deren Existenz möglich ist. Wir finden also eine Hypothese der folgenden Form:

Hypothese: „Die Existenz einer Entität E ist möglich. Definition: E hat die Eigenschaften A1, A2, …, An.“

Wenn man nun zeigen kann, dass die konstituierenden Eigenschaften A1, A2, etc. sich gegenseitig (oder bereits sicher bekannten Fakten) widersprechen, muss die Hypothese zurückgewiesen werden. „Konstituierend“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Entität ohne diese Eigenschaft nicht denkbar ist. So wird ein Stuhl ohne die Eigenschaft „hat Sitzfläche“ zur Stehhilfe, eine Einhorn ohne Horn und Jungfrauengesimsel zum Pferd, etc.

Doch zurück zur Hypothese: Sie bleibt durch einen Widerspruchsbeweis nicht bloß unbewiesen, sondern ist nun erwiesenermaßen falsch: E kann also nicht existieren. Man kann daher unter Umständen die Unmöglichkeit der Existenz einer Entität beweisen – und damit zugleich ihre reale Existenz auszuschließen.

Kann eine Form zugleich Kreis und Quadrat sein? – Nope!

Falls zum Beispiel jemand erzählt „Ich habe eine gezeichnete Form gesehen, die zugleich ein Quadrat und ein Kreis ist“, so verbirgt sich dahinter die Behauptung „Die Existenz einer Form ist möglich, die zugleich Kreis und Quadrat ist.“ – Die Definitionen von Kreis („null Ecken“) und Quadrat („vier Ecken“) widersprechen sich aber; so eine Form kann nicht existieren, die betreffende Person kann sie also auch nicht gesehen haben (das Menschenrecht auf Einbildung sei hier unbenommen).

Die Argumentation, dass der von Christen, Juden und Moslems verehrte Bibel-Gott Jahwe nicht existieren kann, ist supersimpel, wird immer wieder vorgebracht und ist von Religionisten nie auch nur im Ansatz widerlegt worden. Jahwe wird als allmächtiger Schöpfer der Welt beschrieben, der jeden einzelnen Menschen liebt und unendlich gütig ist. Hier verbirgt sich also folgende Hypothese:

„Die Existenz des Jahwe ist möglich. Jahwes definierende Eigenschaften sind: allgütig, allmächig, Schöpfer des Universums.“

Schon jetzt wird klar, dass sich die definierenden Eigenschaften widersprechen: Allein in Deutschland (Teil des von Jahwe geschaffenen Universums) erkranken jedes Jahr fast 2.000 Kinder an Krebs. In den betroffenen Familien entsteht unendliches, reales Leid, das sich weder wegdefinieren noch irgendwie auf den freien Willen der Beteiligten (der argumentative Notausgang der Theologen) zurück führen lässt. Wenn Jahwe nun allmächtig wäre, würde er in seiner unendlichen Güte und Liebe dieses Leid einfach so und ohne weitere Schwierigkeiten aufheben – tut er aber nicht. Die Entität kann also nicht allmächtig sein – oder wahlweise nicht allgütig.

Kann der Schöpfer des Universums zugleich allmächtig und allgütig sein? – Nope!

Wenn aber zumindest eine diese Eigenschaften wegfällt, dann ist Jahwe nicht mehr der Gott, auf dem die genannten Religionen aufbauen; übrig bleibt entweder eine Art gütiger Naturgeist oder der Gott der Deisten, der das Universum geschaffen und sich dann von den Menschen abgewandt hat. Mit dem Gott der Christen, Juden und Moslems hat diese Entität dann jedenfalls nichts mehr zu tun.

Fazit: Die Nichtexistenz einer Sache ist deutlich schwieriger zu beweisen als ihre Existenz. Wenn sich die Definition einer Sache jedoch selbst (oder bekannten Tatsachen) widerspricht, kann die definierte Entität nicht existieren. So ist es auch bei der Definition des Bibel-Gotts: Ganz offensichtlich ist keine für das Universum „zuständige“ Entität gleichzeitig allmächtig und allgütig. So eine Entität existiert nicht, der Gott der Christen ist widerlegt.