Nächstenliebe in Aktion: „MGENBlog ist ein totales Wrack, ein abgehalfterter Typ!“

Die CDU hat Erika Steinbach, die BILD hat Franz Josef Wagner, der Spiegel immerhin Matthias Matussek: Schillernde Rechtsausleger, die munter durch erzreligiöse Gewässern schippern und das aussprechen, was ihre Gesinnungsgenossen nur zu denken wagen. Das Internet hat lediglich Freienstein, der von seinem Twitter-Account ellenlange Botschaften an Politiker wie Gregor Gysi (Linke), Helmut Schmidt (SPD) und Ali Utlu (Piraten) absetzt (weil „Kirchenfeinde“) und Fernsehsender wie „Kath-TV“ und „Bibel TV“ mit der Eloquenz eines wütenden Achtjährigen mit Beschimpfungen beglückt (weil nicht konservativ genug). Vor einigen Tagen waren wir von MGEN mal wieder dran. Hier sein Brief an uns hier in voller Schönheit.

„Das letzte, was @MGENBlog vorbringt, ist dies: Argumente“

Am 16.5.2013 schrieb @MGENBlog: Reductio ad Hitlerum oder: “Du bist ? Ah, dann bist du genau wie !” – Uhm, nein, der war Katholik!“ Man kann nur entsetzt sein darüber, wie ungenau und auch bösartig @MGENBlog „argumentiert“. Man muß dieses Wort in Anführungszeichen setzen, denn das letzte, was @MGENBlog vorbringt, ist dies: Argumente. Es ist unglaublicher Quatsch, was er hier an Behauptungen, „Beweisen“ und zynischen Äußerungen vorträgt. Er hat von nichts eine Ahnung, mischt sich aber in alles ein. Es steht nun einmal fest, daß Stalin ein Atheist war. Seine Schandtaten und Verbrechen sind dem Atheismus voll anzulasten.

Stalin? – Sprachen wir nicht eben noch von Hitler? Aber egal, dann reden wir eben über Stalin: Stalin, der als erwachsener Mann wohl wirklich nicht an einen theistischen Gott geglaubt hat, lernte während seines Studiums im Priesterseminar von St. Petersburg die Mechanismen kennen, mit denen das Christentum seit seiner Neugründung durch die römischen Kaiser so überaus erfolgreich die Menschen manipuliert und beherrscht.

Und genau diese Mechanismen nutzten er und seine Bande dann zur Schaffung eines totalitären Regimes: Es gab einen Kult um den gottgleichen Führer, ein Erlösungsversprechen (für die Arbeiterklasse), über jeden Zweifel erhabene heilige Schriften und eine Kaste von Personen, der die einzige Interpretation dieser Schriften zustand. Vom “wahren Glauben” abgefallene Personen (also „Sünder“ und „Apostaten“) wurden systematisch verfolgt und mit enormer Härte bestraft.

Kurz: Die „Schandtaten und Verbrechen“ Stalins sind eben nicht „dem Atheismus anzulasten“. Machtpolitiker nutzten den Hang zur Frömmigkeit der Menschen in der Sowjetunion aus und konstruierten eine Ersatzreligion inklusive Parteigläubigkeit und Führerkult. Wenn Sie mir das nicht glauben, lieber Freienstein, dann fragen Sie den Soziologen ihres Vertrauens nach dem Begriff „politische Religion“.

Hitler: „Als „Reichskanzler“ war er kein Katholik!“

Das verbrecherische Wesen des Atheismus kann man an Stalin gut erkennen. Er ist ja auch nicht der einzige Atheist, der als Politiker und Herrscher ungeheure Verbrechen begangen hat. Man kann da eine lange Liste anführen. Und was Adolf Hitler betrifft, muß doch gesagt werden, daß er zwar als Katholik geboren und getauft wurde, daß er aber schon recht früh den katholischen Glauben aufgegeben hat. Als „Reichskanzler“ war er also kein Katholik, sondern das Gegenteil: ein Apostat.

Ich kann gut verstehen, dass Sie und andere Katholiken Hitler gern loswerden wollen – und die Verantwortung am liebsten auch gleich auf die bösen Ungläubigen abschieben. Die historischen Fakten sprechen allerdings komplett gegen diese Ansicht:

1. Hitler war sein Leben lang Katholik; weder ist er aus der Kirche ausgetreten noch ist er trotz aller Verbrechen von der Kirche exkommuniziert worden. Losgesagt hat er sich vom Katholikentum nie, weder öffentlich noch in den überlieferten Privatgesprächen.

2. Hitler bezeichnete sich selbst immer wieder als Christ und wandte sich öffentlich gegen Atheismus. Er sah sich offenbar als ausführendes Werkzeug Gottes, alles nachzulesen in erhalteter Privatkorrespondenz und zahlreichen Redetexten.

3. Etwa acht Wochen nach seiner Einsetzung als Reichskanzler begann Hitlers Regierung mit Verhandlungen mit der katholischen Kirche zum sog. “Reichskonkordat”, das der Kirche weitgehende Unabhängigkeit zusicherte. Bei der Besetzung Italiens durch die Wehrmacht wurde die Vatikanstadt folgerichtig verschont.

Hitler war also auch als Reichskanzler zumindest genau so sehr Christ wie die Mehrheit der Kirchenmitglieder, die getauft wurden, sich auf Gott und Christus berufen und ab und an zum Gottesdienst gehen. Ob er nicht doch vielleicht heimlich Pantheist, Esoteriker, Atheist oder was auch immer war, dürfte kaum nachzuweisen sein. Auch wenn insbesondere Christen wie Freienstein es immer mal wieder versuchen.

„Schlimme Äußerung: Hitler hat sich gegen die Transsubstantiation ausgesprochen!“

Von ihm und den übrigen „Nationalsozialisten“ sind schlimmste Äußerungen gegen das Christentum, gegen die katholische Kirche und gegen den katholischen Glauben bekannt. So hat sich Hitler z. B. einmal gegen die Lehre von der Transsubstantiation, der Wesensverwandlung in der heiligen Messe, ausgesprochen.

Hier setzt Freienstein ein im Zusammenhang Hitler/Christentum häufig auftauchendes Scheinargument ein, den Unechten Schotten. Normalerweise begründet der Argumentierende sein „Aber der Hitler war ja kein echter Christ!“ mit den Massenmorden und Kriegsverbrechen der Nazis. Freienstein hebt aber eine in seinen Augen offenbar deutlich infamere Untat hervor: Hitlers angebliches Zweifeln an der Transsubstantiation.

Dieses Dogma besagt, dass sich die Hostie (eine Art Keks) im Rahmen der katholischen Messe durch die Worte des Priesters physisch in den Leib Jesu verwandelt, und der Messwein zu seinem Blut wird – Das alles passiert laut Dogma real, nicht irgendwie in einem übertragenen Sinne. Diese „Körperteile“ werden dann von den Religionisten gegessen, die so die Erlösung von der ewigen Höllenfolter erlangen.

An diese recht bizarre Mischung aus schwarzer Magie und Kannibalismus (die um 1550 auf dem Konzil von Trient „entdeckt“ wurde) glaubt wohl auch innerhalb der katholischen Kirche kaum jemand, geschweige denn in irgendeiner anderen christlichen Gruppierung. Sollte sich Hitler wirklich ungläubig geäußert haben (Quellenangaben: Fehlanzeige), beweist das nur eins: Er war nicht völlig verblödet.

„MGENBlog ist ein totales Wrack, ein abgehalfterter Typ“

Hitler hat also viel mehr Ähnlichkeit mit @MGENBlog als mit uns Katholiken, er gehört viel mehr zu den Kirchenfeinden als zu uns Kirchlichen. Wenn @MGENBlog in dem erwähnten Tweet also Hitler einen Katholiken nennt, ist das eine ganz dreckige Verleumdung von uns Katholiken. @MGENBlog ist nicht an der Wahrheit interessiert, sondern er will nur gegen die hetzen, die ihm nicht gefallen und die seine erbärmliche Weltanschauung nicht teilen. Er ist ein totales Wrack, ein abgehalfterter Typ. Man kann ihn nicht ernstnehmen, auch wenn er nun seine finsteren Anhänger dazu aufrufen sollte, aus Rache mich nicht ernstzunehmen.

Sie „aus Rache“ nicht ernst nehmen? Sie können mir glauben, dazu muss ich meine „finsteren Anhänger“ nicht aufrufen. Darauf kommen die ganz von selbst.

Und was die „Verleumdung“ in der causa Hitler angeht: Wenn etwas aussieht wie ein Kühlschrank, brummt wie ein Kühlschrank, vom Hersteller ein Schild „Kühlschrank“ aufgeklebt bekommen hat und dazu noch Getränke schön kühl hält – dann spricht einiges dafür, dass es auch ein Kühlschrank ist.

„Hitler: Eine Ähnlichkeit mit @MGENBlog und den heutigen Kirchenfeinden und Atheisten ist unverkennbar

Es gibt zwischen uns keine Verbindung, auch nicht eine. Hitler hat es nicht bei Worten gegen das Christentum, gegen die katholische Kirche und gegen den katholischen Glauben bewenden lassen, sondern er ist auch mit Taten massiv gegen sie vorgegangen. Er hat z. B. die katholischen Jugendorganisationen verboten, theologische Fakultäten an den Universitäten aufgehoben, in der „nationalsozialistischen“ Wochenzeitschrift „Der Stürmer“ das katholische Priestertum und die katholische Priesterschaft in den Dreck ziehen lassen. Eine Ähnlichkeit mit @MGENBlog und den heutigen Kirchenfeinden und Atheisten ist unverkennbar.

Als die Trierer Kirchenzeitung „Paulinusblatt“ von den „Nazis“ verboten wurde, wurde diese Nachricht in einem „nationalsozialistischen“ Blatt folgendermaßen spöttisch verkündet: „Heute starb nach einem langen Leben die ehr- und tugendsame Jungfrau Pauline Blatt.“ Das ist wahrhaft Fleisch von Eurem Fleisch, Gebein von Eurem Gebein. Ihr Gottlosen redet heute genauso spöttisch, hinterhältig, ruchlos und gemein. Die „nationalsozialistische“ Kirchenfeindschaft und Eure Kirchenfeindschaft sind ein und dasselbe. Ewiger Fluch über Euch!

Hitler und die Kirche: „Das ist allein unsere Sache!

Es gibt von Euch Dummköpfen noch den Vorwurf, warum Hitler nicht exkommuniziert worden ist, wenn er doch so antikirchlich und gottlos gewesen ist. Dazu ist zu sagen, daß wir uns nicht von außen vorschreiben lassen, wie wir mit den Feinden der Kirche umzugehen haben. Das ist allein unsere Sache.

Nein, das ist nicht allein Ihre Sache. Nicht, solange Sie den größten Kriegsverbrechern aller Zeiten eine Heimat geben und gleichzeitig absolute moralische Überlegenheit beanspruchen. Die normative Gewalt dieser Kirche über die Gesellschaft muss gebrochen werden, im Namen des Pluralismus, der Demokratie und des Humanismus.

Weiterführende Links:

„Religionslosigkeit führt zu Diktatur! Wie bei Stalin! Oder in Nordkorea!“

Steht man Religionen offen kritisch gegenüber, bekommt man immer mal wieder um die Ohren gehauen, dass Religionsfreiheit nicht zu mehr, sondern zu weniger Freiheit führe. Denn: „Die stalinistische Sowjetunion und Nordkorea waren oder sind auch atheistische Staaten! Schau, was da alles Schreckliches passiert!“

Hm, daran gibt’s nichts zu deuteln! – Oder doch?

„Einmal wie immer!“: Herrscher nutzen Frömmigkeit und Unterordnung

Doch, gibt es: Die Sowjetunion war zwar nominell atheistisch, aber nicht religionslos. Stalin (der als junger Mann im Priesterseminar studiert hatte) und seine Kreaturen waren sich sehr wohl bewusst, welche Macht Frömmigkeit und Glaube über die Menschen haben. Das System der Sowjetunion enthielt daher verdächtig viele Kennzeichen einer organisierten Religion: Es gab als Gottesersatz einen Führerkult, ein Erlösungversprechen (zumindest für die Arbeiterklasse), über jeden Zweifel erhabene Schriften, eine Kaste von Personen, der die einzige Interpretation dieser Schriften zustand, vom „wahren Glauben“ abgefallene Personen wurden systematisch verfolgt und bestraft.

Kurz: Machtpolitiker nutzten den Hang zur Frömmigkeit der Menschen in der Sowjetunion aus und konstruierten eine Ersatzreligion inklusive Parteigläubigkeit und Führerkult. In der Soziologie ist dieses Verfahren zum Aufbau totalitärer Regime als „politische Religion“ bekannt.

Im totalitären Nordkorea ist die Situation ähnlich: Es gibt eine Trinität, deren Senior (Kim 1) zwar tot, aber dennoch der ewige Staatspräsident ist. Schon Kim 2 wurde kultisch verehrt und von der Staatsmacht als gottähnlicher Übermensch präsentiert, von dessen Geschick das Wohl und Wehe jedes einzelnen Koreaners abhing. Kim 3 wird systematisch als Wiedergänger von Kim 1 inszeniert. Und wer die von der Partei gepredigte Juche-Philosophie nicht als helig hinnimmt, sondern kritisch hinterfragt – Nun ja …

Die Kims haben eine Religion gegründet? – Ja klar, was denn sonst?

Aber kann man die Kims wirklich als Religionsstifter ansehen? Sind die Mechanismen die gleichen wie bei anderen Religionen? – Die Kims wirken ja immer etwas albern.

Das ist aus westlicher Sicht sicher richtig. Andererseits: Wäre das Christentum gestern erfunden worden, käme es uns auch allen gehörig albern vor: Ein allmächtiges und allwissendes Wesen schafft das gesamte Universum exklusiv für die Menschen, guckt sieben Milliaren Personen gleichzeitig in den Kopf und interessiert sich insbesondere dafür, wer wann mit wem Sex hat (und in welcher Stellung). Weil es sie so sehr liebt, gibt es den Menschen so strenge Gesetze, dass sie sie nicht einhalten können und opfert (anstatt die Gesetze aufzuheben) sich selbst an sich selbst. Jetzt muss man nur noch dran glauben und alles genau so machen, wie die Priesterkaste es vorschreibt – Wie praktisch!

Nordkorea und SU: Beispiel für das staatliche Verordnen einer Religion

Fazit: Als Beispiele dafür, wie schrecklich ein Staat ohne Religion ist, taugen Nordkorea und die ehemalige Sowjetunion nicht – denn sie haben ja eine politische Religion, auf denen ihre totalitären Regime aufbauen. Wenn überhaupt, dann sind die Beispiele dieser Länder weitere Datenpunkte in der Wolke, die zeigt, welche fiesen Konsequenzen das staatliche Verordnen eines Glaubenssystems hat.