Papst Wojtylas persönliche Wundertaten

Prinzipiell können die katholischen Päpste sich natürlich gegenseitig so viele Orden verleihen, wie sie wollen – das machen die Politiker und Militärs ja auch so. Da sie aber im Gegensatz zu diesen einen Anspruch von Unfehlbarkeit und absoluter moralischer Überlegenheit erheben, sollte man zumindest oberflächlich überprüfen, wie dies begründet wird. Wird hier möglicherweise geschwindelt?

Damit eine Person heilig gesprochen werden kann, muss sie zuerst selig gesprochen werden, dazu bedarf es eines „tugendhaft christlichen Lebens und Wirkens“. Nun ja, da ein Papst während seiner Amtszeit selbst definiert, was jeweils „tugendhaft christlich“ ist, wird Papst Wojtyla diese Bedingung wohl erfüllt haben. Also: check.

Dann bedarf es noch zweier bestätigter Wunder. Ein Wunder, das ist das zeitweilige Aussetzen der Naturgesetze durch eine Gottheit auf Bitte eines Einzelnen hin. Ich bitte den Gott also um sechs Richtige im Lotto, der greift in die Ziehung ein, das Wunder ist geschehen. Wenn eine tote Person auf Bitte eines Gläubigen ein Wunder veranlassen kann, dann bedeutet das, dass sie a. noch in irgendeiner Form existiert und b. einen direkten Draht zum wundertätigen Gott hat. Sie ist also heilig.

Der tote Papst Wojtyla soll, wie jetzt durch Papst Franz bestätigt wurde, wohlauf sein und den Gott dazu bewogen haben, zumindest zwei Wunder zu vollbringen: Die Heilung einer Ordensschwester von einer Lähmung infolge von Parkinson und die Heilung einer zweiten Dame von einer Lähmung infolge einer Gefäßerweiterung.

Keine Lähmung mehr: Ordensschwester Marie

Zur „Heilung“ der französischer Ordensschwester Marie Simon-Pierre, die Mitglied des katholischen Ordens “Kleine Schwestern der Katholischen Mütterschaft” (kein Witz!) ist, hatten wir bereits etwas geschrieben: Sie litt an Lähmungserscheinungen der linken Hand und des linken Beins, die ein Provinzarzt offenbar als Symptome der Parkinson’schen Krankheit diagnostizierte. Als bekannt wurde, dass der von den Kleinen Schwestern hochverehrte Johannes Paul II. selig gesprochen werden sollte und man auf der Suche nach einem Wunder sei, das diesen Schritt rechtfertigen würde, begannen die Schwestern ganz doll zu dem verstorbenen Papst zu beten. Und siehe da: Die Lähmung verschwand, herbei gerufene Ärzte fanden keine Spuren einer Parkinson-Erkrankung.

Die einfachste Erklärung ist hier natürlich kein vollbrachtes Wunder, sondern eine schlichte Fehldiagnose: Der Arzt kann psychosomatisch bedingte Lähmungen durchaus ehrlich für Parkinson gehalten haben. Natürlich finden die nach der “Heilung” herbei gerufenen Ärzte dann keine Spuren der Krankheit. Möglicherweise haben die begeisterten Schwestern ja auch etwas geschummelt, um ihrem Idol zum “verdienten” Seligen-Status zu verhelfen.

Keine Lähmung mehr: Floribeth aus Costa Rica

Der Costaricanerin Floribeth Mora Diaz ist Papst Wojtyla am Tag seiner Seligsprechung im Traum erschienen; „steh auf und hab keine Angst mehr“ habe er zu ihr gesagt. In Folge dessen hätten sich ihre Lähmungen, die Folge eines Aneurysmas gewesen seien, zurück gebildet. Die Frau wirkt fit, von Lähmungserscheinungen ist in der Tat nichts zu sehen. In der völlig unkritischen Berichterstattung der Tagesschau behauptet sie: „So etwas Außergewöhnliches kann nur ein Wunder sein“. Ihr katholisch-gläubiger Hausarzt sieht das genau so.

Selbstverständlich bilden sich Aneurysmen auch auf natürliche Weise zurück, das will hier jedoch niemand hören. Als Belohnung für ihre Dienste wurde die Dame zur Heiligsprechung des Ex-Papstes nach Rom eingeladen, was sicherlich einer der schönsten Tage in ihrem Leben werden wird.

Sind die Wunder nun erwiesen?

Völlig wunderfreie Erklärungsansätze gibt es also für beide „wundersamen Heilungen“ genug. Erstaunlich ist in diesem Kontext, dass der allmächtige Gott noch nie nachweisbar einen Menschen von einer Amputation geheilt hat, also etwas wirklich wissenschaftlich Unmögliches vollbracht hat. Stattdessen findet sich immer wieder die Trias: 1. einer Person geht es schlecht und sie fühlt Lähmungen, 2. ein emotional aufwühlendes, euphorisierendes Ereignis findet statt, 3. die Lähmung verschwindet. Ob hier nicht eher psychosomatische Effekte zumindest eine Rolle spielen?

Ist durch diese prosaischen Erklärungsansätze denn nun komplett ausgeschlossen, dass es sich um ein göttlichen Eingriff auf Bitte des toten Papsts Wojtyla handelt, der sich an der Seite seines Gottes eines zweiten Lebens erfreut? Nein – Es ist aber eben auch nicht bewiesen.

3 Gedanken zu „Papst Wojtylas persönliche Wundertaten

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