Willkommen zu Man Glaubt Es Nicht!, dem Podcast über Religion und andere Esoterik, zu gesellschaftlichen und politischen Themen aus atheistischer und humanistischer Sicht. Die aktuelle Folge findet ihr weiter unten in diesem Artikel, per RSS, Spotify, iTunes oder SoundCloud.
Unsere Themen:
7m50s: Stadt Trier bezahlt „Zinsen“ an Kirche aufgrund einer Hexenverbrennung (Quelle: SWR, Tipp von Zynischer Zombie auf Twitter)
12m16s: Politik und Kirche denken über neue Geldquellen nach (Quelle: Spon)
26m41s: Vorschau auf Kirchenaustrittszahlen 2018 (Quelle: Rheinische Post)
30m16s: Aktuelle Entwicklungen zur Sterbehilfe (Quellen: diverse, z.B. SZ.de)
41m35s: Notre Dame de Paris ist abgebrannt; schuld sind die Atheisten (Quellen: kath.net, Tagespost)
47m04s: Annegret Kramp-Karrenbauer äußert sich mal wieder zu Religion (Quelle: Publik Forum)
1h02m35s: Sachsen: Regierung muss vor Genehmigung von Sonntagsarbeit die Kirche fragen (Quelle: N-TV)
1h05m11s: „Gott liebt euch – und wir auch!“: Kindesmissbrauch durch die Kirche
Missbrauch in Deutschland: Akteneinsicht für Opfer (Quelle: SWR)
Ex-Papst Ratzinger: Atheisten und Alt-68er sind schuld! (Quelle: kath.net)
Kardinal Müller: Infame Gottlose sind schuld! (Quelle: news4teachers.de)
Kardinal Schönborn: An Sex denken ist eben ungesund! (Quelle: kurier.at)
Es liegt wohl eher an Zölibat und kirchlichen Strukturen: Interview mit Psychotherapeut und Priesterberater Joachim Reich (Quelle: sz.de)
Bischof Ackermann und Kardinal Marx an massiver Vertuschung beteiligt: Interview mit Christian Pfeiffer, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (Quelle: Die Zeit vom 17.04.2019)
Fragen oder Anmerkungen, Themenvorschläge oder Beschimpfungen bitte unter diesem Artikel in den Kommentaren hinterlassen oder an mgenblog@gmx.de. Falls ihr mögt, bewertet unseren Podcast doch bei iTunes und abonniert ihn bei
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Studie der Universität Ulm: Viel mehr Opfer als gedacht (Quellen: welt.de, MGEN)
Urteil gegen Kardinal George Pell, Vatikan-Finanzminister (Quelle: nzz.ch)
Papst Franziskus: Missbrauchsskandal ist Reinigung der Kirche (Quelle: katholisch.de)
Limburger Bischof Georg Bätzing schiebt Homosexuellen unauffällig die Verantwortung zu (Quelle: kath.net)
Monsignore Nicola Bux, Berater der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse, ist deutlich direkter (Quelle: kath.net)
(53m34s) Definitionsstündchen „Wissenschaft“
Exkurs: Homöopathie, Argumente für
(1h16m39s) Hörer beschimpfen Podcaster: Wir sind alle Affen, außerdem: Missbrauch auch in der Evangelischen Kirche
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Wenn ich Leuten sage, dass ich nicht an Gott glaube oder glaube, dass es keinen Gott gibt, höre ich als Antwort oft: „Du glaubst halt an die Wissenschaft. Das ist ja auch nur ein Glaube/eine Religion.“ Ich finde, dass das nicht stimmt und möchte darlegen, warum ich finde, dass man an die Wissenschaft gar nicht glauben kann.
Die Leute, die behaupten, dass Wissenschaft wäre einfach nur eins von vielen Glaubenssystemen oder eine von vielen Weltanschauungen wäre, an die man halt glaube, implizieren, dass die Wissenschaft ein einziges und festes Bild der Welt zeichnet, an das man dann glaubt. Dagegen sprechen drei Punkte:
Wissenschaft stellt den aktuell gültigen Stand der menschlichen Erkenntnis über die Welt dar, das aktuell verfügbare Wissen der Menschen. (Außerdem gehört zur „Wissenschaft an und für sich“ noch viel mehr dazu, z.B. ein System von Methoden usw.) Man kann anzweifeln, ob die Fakten stimmen, ob die Methoden legitim sind. Aber dann bewegt man sich schon selbst auf wissenschaftlichem Terrain.
Wissenschaft stellt Vorschläge für ein Weltbild zur Verfügung, das mit diesem Erkenntnisstand funktionieren kann. Da sich das Wissen ständig ändert, ändern sich regelmäßig auch die Weltbilder, die die Wissenschaft zur Verfügung stellt. Z.B. war das Weltbild, das Newton zur Verfügung stellte, ein völlig anderes als das zuvor herrschende. Es wurde von Einsteins Weltbild abgelöst, das wiederum fundamental anders war.
Wissenschaft ist also u.a. die Bereitschaft, sein Weltbild zu wechseln und an die menschlichen Erkenntnisse anzupassen. Wissenschaft ist auch ein Aufruf zur Diskussion, zur Kritik an den selbst gemachten Erkenntnissen durch andere, zur Überprüfung der eigenen Schlussfolgerungen. Religionen sind das Gegenteil eines Aufrufs zur Diskussion: Sie beharren auf den immer gleichen Dogmen. Ihre Grundfesten sind in Stein gemauert, nicht für Kritik gedacht, unanzweifelbar — außer, man möchte exkommuniziert werden.
Man kann Behauptungen aufstellen und sie mit nichts als einem alten Buch verteidigen. Oder man kann Behauptungen zur Diskussion stellen, die auf aktuellen Erkenntnissen vieler Einzelner beruhen, die sich ständig gegenseitig überprüfen. Man kann zwar glauben, dass Erkenntnisse fehlerhaft sind oder vermeintliche Fakten falsch sind.
Aber kann man tatsächlich nicht glauben, dass es eine Summe von Erkenntnissen und Wissen gibt, zu denen Menschen gelangt sind?
Ich finde: nein. Man kann nicht an die Wissenschaft glauben oder nicht glauben. Man kann die Bereitschaft haben, sein Weltbild zu ändern, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben. Oder man kann diese Bereitschaft nicht haben.
Man muss es klar sagen: Kreationismus, also die Idee, dass die Welt mitsamt all ihrer Bewohner vor ca. 6000 Jahren quasi fix und fertig in sieben Tagen von Gott Jahwe geschaffen worden ist, ist eine der albernsten Ausprägungen aller religiöser Vorstellungen. Die Kreationisten haben als Hauptfeinde den gesunden Menschenverstand, sämtliche Wissenschaften und da insbesondere die Evolutionsbiologie ausgemacht. Im Kampf gegen diese „Irrlehren“ werden ganz offensichtliche Tatsachen ausgeblendet, verdrängt, verleugnet; es wird geschimpft, geschrieen und gedroht. Die Evolution muss auf diese Religionisten extrem bedrohlich wirken.
If Americans come from Europeans, why are there still Europeans?
Die Argumente der Kreationisten sind dabei stets von erstaunlicher – hm – Schlichtheit: „Wenn die Menschen von Affen abstammen, wieso gibt es dann noch Affen?“ – „Die Welt ist so schön, sie muss einfach geschaffen worden sein!“ (siehe Photos, der Rest der Bilderserie findet sich bei Buzzfeed)
Solch ein Level naiver Dummheit lässt sich nur dann halten, wenn man die Leute bewusst schlecht informiert, also anlügt. Absurd sind daher auch die von Predigern eingeimpften Vorstellungen, was die Evolution denn eigentlich sei. Nein, liebe Kreationisten, die Evolution sagt nicht, dass “ein Hund zu einem Adler werden wird, […] wenn er oft genug versucht über Klippen zu springen”, oder dass bei der Entstehung der ersten Menschen aus purem “Zufall viele Menschen en[t]standen sind die [z]ufällig alle ziemlich identisch waren“. Oder auch der beliebte Klassiker: Die „Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch eine zufällige Laune der Natur ist, ist so hoch als ob ein Wirbelsturm über einen Schrottplatz fegen würde und die Schrottteile zu einer startbereiten Boeing 747 zusammenfügen würde.“
Ist das noch Dummheit oder schon Dreistheit? Egal, es ist zum Haare raufen! Evolution ist ja eben nicht willkürlicher Zufall, sondern die ungelenkte Anpassung an die Umwelt. Damit Evolution funktioniert, sind lediglich zwei Voraussetzungen nötig:
1. Lebewesen werden mit erblichen, aber variierenden Merkmalen geboren, z.B. mehr oder weniger schreckhaft, lange oder kurze Beine, viele oder wenige Haare.
2. Einige dieser Variationen sind in der jeweiligen Umwelt günstiger als andere. So haben in einer Savanne mit Raubtieren z.B. schreckhafte Tiere mit langen Beinen einen Überlebensvorteil gegenüber ihren gemütlichen Kollegen. Sie können sich öfter fortpflanzen und geben so die Merkmale weiter.
Das ist alles. Wer diese beiden Punkte vernünftig und zutreffend findet, akzeptiert damit die Evolution. Mehr ist da nicht, der Rest folgt automatisch. Evolution ist ein Fakt. Liebe Religionisten, gewöhnt euch dran.
Besonders „amazing“ sind Krebs, Pocken, Ebola, Tsunamis, Erdbeben und Hurricanes als Beweis allgütiger, göttlicher Liebe.
Intelligent Design: „Evolution ist ja bloß eine Theorie!“
Neben der faktisch vorhandenen Evolution gibt es auch noch die Evolutionstheorie. Eine wissenschaftliche Theorie ist ein gut funktionierendes Modell, das Aspekte der Welt erklärt und Vorhersagen zu deren Verhalten macht. Die Evolutionstheorie beschreibt das Ineinandergreifen der biochemischen Mechanismen der Evolution, die Prozesse der natürlichen Auslese und den historischen Ablauf der Entstehung der Arten.
Ein direktes Analogon zum Verhältnis Evolution/Evolutionstheorie ist die Gravitation/Gravitationstherie: Gravitation ist ein Fakt – Durch Leugnen wird man auch nicht leichter. Die Gravitationstheorie („Zwei Massen ziehen sich antiproportional zum Quadrat ihrer Entfernung an, weil …“) erklärt nun die Zusammenhänge hinter diesem Phänomen, so dass z.B. Flugbahnen vorhergesagt werden können. Ein weiteres Fakten- und Theoriepaar sind Krankheiten/Keimtheorie. Die Keimtheorie der Krankheiten erklärt, wie Krankheiten von Bakterien und Viren verursacht werden. Sie war lange sehr umstritten: Man ging damals mit kirchlichem Segen davon aus, dass wahlweise Dämonen oder ein „Ungleichgewicht der Körpersäfte“ Krankheiten verursachen.
Intelligent Falling: „Gravitation ist ja bloß eine Theorie!“
Alle diese Theorien haben eins gemeinsam: Sie stehen nicht nur in irgendwelchen Lehrbüchern, sondern werden täglich überall auf der Welt angewandt, und zwar in so verschiedenen Feldern wie Baustatik, Bierbrauen, Botanik, Chemie, Flugzeugbau, Landwirtschaft, Medizin, Physik, Tennis und Zoologie. Falls also jemand eine alternative Idee vorschlagen möchte, z.B. Kreationismus, die Dämonentheorie der Krankheiten oder die Intelligent Falling-These („Gravitation ist ein Hoax, Engel drücken alle Dinge ständig auf die Erde!!“), der müsste auch plausibel erklären, warum diese Wissenschafts- und Technikfelder so funktionieren, wie sie funktionieren. Kreationismus lehnt aber nicht nur die Evolutionstheorie ab, sondern auch die beobachteten Fakten der Evolution. Als Alternative behaupten die Kreationisten „Es war Magie! Ein Gott hat das alles magisch herbei gezaubert!!“ – Woher sie das wissen? Na, das haben sie in ihrem Zauberbuch gelesen.
Während in den USA Kreationisten meist mit dem stramm rechten Teil der Spektrums verbunden sind, denken in Deutschland auch alternative Kuschelprotestanten darüber nach, ob „Evolutionstheorie und Schöpfungtheorie“ nicht doch irgendwie auf eine Stufe gestellt werden können. Die Antwort ist natürlich: Nein. Die Evolution ist ein beobachteter Fakt, während die „Schöpfungstheorie“ keine Theorie ist, sondern lediglich eine zweitausend Jahre alte Geschichte.
Warum also ziehen so viele Religionisten in einen wütenden Kreuzzug gegen die Evolution und ihre Theorie, und halten gegen jeden Sinn und Verstand an ihren Kreationismus-Ideen fest? Ich schätze, Richard Dawkins hat recht: Da die Vielfalt des Lebens auf der Welt durch die Mechanismen der Evolution einfach und elegant erklärt wird, fällt auch das letzte der klassischen Argumente für die Existenz eines Gottes – das teleologische Argument – weg. Da die ontologischen und kosmologischen Argumente ganz offensichtlich Unsinn sind, gibt es seit Darwins augenöffnender Entdeckung keinerlei Grund mehr, noch an den Bibelgott Jahwe zu glauben.
Als Bonus nun noch eine islamische Tiefgaragenversion des Kreationismus. Anderswo ist man offenbar auch nicht schlauer.
Dass ein hochkomplexes Wesen wie ein Gott zufällig aus dem Nichts entsteht, ist in etwa so wahrscheinlich wie das Entstehen einer flugfähigen Boeing 747 durch einem Tornado auf einem Schrottplatz – Unmöglich!