Es gibt eine „feindliche Atmosphäre“ gegenüber Christen in Deutschland! Dadurch werden die Christen im Alltag zur „Selbstzensur“ getrieben!! – Angesichts christlicher Übermacht in Politik, Medien und Gesellschaft überrascht euch das? Uns auch. Das Observatory of Intolerance und Discrimination against Christians (OIDAC) hat eine Studie veröffentlicht, in der es diese ganz üblen Fälle von Christenverfolgung aufdeckt .
Martina stellt die Studie vor und kann dabei kaum ernst bleiben: Sie ist methodisch spektakulär schlecht, kommt mit absurden „Enthüllungen“ um die Ecke und bekommt offensichtlich genau die Ergebnisse heraus, die die Autoren sich gewünscht hatten. Trotzdem – oder gerade deswegen? – wird die Studie in christlich-konservativen Medien als Beweis dafür abgefeiert, wie schrecklich Christen in Deutschland diskriminiert werden.
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In Frankreich sind Religion und Regierung getrennt, während sich in Deutschland Staat und Kirche eng umschlungen in den Armen liegen. Wie wirkt sich so ein Staat-Kirche-Verhältnis auf die Kirchenfinanzen aus?
Martina vergleicht die Kirchen in Frankreich und Deutschland und stellt fest: Während in einem säkularisierten Land Priester für ihr eigenes Auskommen sorgen müssen, sind die Kirchen im Staatskirchenland Deutschland maßlos reich.
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Katholische Würdenträger sehen in der Corona-Krise unsichtbare Feinde am Werk, die „Jahrhunderte christlicher Zivilisation auslöschen“ und „eine hasserfüllte, technokratische Tyrannei“ schaffen wollen. Wie zu erwarten war, hagelt es links und rechts Hitler-Vergleiche. Die Kardinäle verbreiten in ihrem Aufruf „Veritas liberabit vos“ Verschwörungsideen, die auch Teil der zentralen Erzählungen von #QAnon sind. Wollen sie sich möglicherweise selbst an die Spitze der Q-Bewegung setzen?
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In den USA und auch in Deutschland gewinnt eine bizarre Verschwörungserzählung immer mehr an Einfluss: #QAnon. Was dahinter steckt, und welche religiösen Muster die Erzählung bedient, untersuchen Martina und Oliver in dieser Folge.
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Die Studie zum systematischen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, in Auftrag gegeben von der Deutschen Bischofskonferenz und nach ihren Weisungen durchgeführt von den Universitäten Münster, Heidelberg und Gießen, hat gezeigt, dass innerhalb der Kirche mindestens 1.670 Kleriker als Missbrauchsbeschuldigte aktenkundig wurden, und mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche nach Lage der Akten zu Opfern wurden. Mindestens 4,4 Prozent aller Kleriker sollen im genannten Zeitraum Minderjährige sexuell missbraucht haben.
Schon bei dieser Zusammenfassung fällt auf, wie häufig das Wort „mindestens“ auftaucht. Und in der Tat schreiben auch die Forscher selbst, dass das Dunkelfeld des Kindesmissbrauchs vermutlich sehr groß sei und die wahren Zahlen erfahrungsgemäß „deutlich höher“ lägen. Die 3.677 Opfer sind also eine absolute Untergrenze — Wir wissen jetzt, dass es auf keinen Fall weniger sein können. Es bietet sich an ein paar Überlegungen anzustellen, wie hoch die reale Zahl der Opfer wohl sein könnte.
Hat sich die Kirche damals um Aufklärung bemüht?
Doch zuerst die Frage, wie die Kirche im Laufe der Jahre beim Bekanntwerden von Vorwürfen jeweils reagiert hat. Vielleicht wurde ja vorbildlich aufgeklärt, mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet und die Täter zügig und effektiv bestraft. In diesem Fall wäre die zu vermutende Fallzahl der von den Forschern festgestellten Mindestzahl schon recht nahe.
Bei Statista findet sich eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2016 mit der Frage „Sind Sie wie das Bündnis Pegida der Ansicht, dass Deutschland zunehmend islamisiert wird?“ – 34% der Befragten beantworteten diese Frage mit Ja, 57% mit Nein. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung fürchtet also von muslimischen Einwanderern mehr oder minder überwältigt zu werden. Zeit, sich die Zahlen anzuschauen.
Weltweit gibt es ca. 1,6 Mrd. Muslime, das sind 20,1% der Weltbevölkerung (diese Zahl ist schon etwas älter, von 2004). Auf dem Gebiet der EU leben etwa 16 Mio. Muslime, bei insgesamt 500 Mio. Einwohnern also ein Prozentsatz von 3,2%. Selbst wenn man hier großzügig aufrundet und von 20 Mio. Muslimen in der EU ausginge, bliebe es bei nur 4%. In Deutschland leben 2016 etwa 4-4,5 Mio. Muslime, bei 82 Mio. Einwohnern also um die 5%. Die Schwierigkeit dabei: Da es im Islam keine Verbände analog zu den christlichen Großkirchen gibt, also keine zentralen Mitgliedszahlen abgerufen werden können, mussten sich die Statistiker hier eine Methode ausdenken, wen genau sie als Muslim erfassen und wen nicht. Im schlimmsten Fall wurden z.B. auch türkischstämmige Atheisten wegen ihrer Herkunft pauschal als Muslime mitgezählt. Anderswo wird deshalb auch von nur 2,8 Millionen Muslimen in Deutschland gesprochen, also ca. 3,4%. Hier werden atheistische Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern explizit heraus gerechnet.
Andere Umfragen belegen, dass diese Zahlen von nicht-muslimischen Einwohnern offenbar systematisch überschätzt werden. Der Tagesspiegel berichtet über eine Umfrage in Deutschland: „Von den Befragten … glaubt sogar etwas weniger als ein Drittel, es gebe über 10 Millionen Muslime in Deutschland.“ Der ORF berichtet über eine Umfragen in einer Reihe von Ländern, in denen Muslime eine Minderheit bilden: „Im Durchschnitt schätzten die Befragten den muslimischen Bevölkerungsanteil auf 16 Prozent, während er tatsächlich nur drei Prozent beträgt.“ Laut fowid wird der Prozentsatz der Muslime in Deutschland im Schnitt auf das Vierfache des tatsächlichen Wertes geschätzt (21 anstatt 5%).
Warum mag das so sein? Warum fühlen sich so viele Leute bedroht durch alles Fremde? Woher kommt diese Angst, woher der Hass auf Anders- und Falschgläubige? Ist das derselbe Hass, der auch anderen Minderheiten traditionell entgegenschlägt, wie Homosexuellen oder Juden?
Nehmen wir für einen Moment an, wie das noch nicht einmal die Panik verbreitenden Abendlandretter tun, dass von heute an jedes einzelne Jahr eine zusätzliche Million Muslime nach Deutschland einwandern würden. Das ist in der Geschichte der Republik bislang exakt ein einziges Mal passiert, in einer extremen Ausnahmesituation, in 2015. Egal: Angenommen, es käme jedes Jahr ohne Ausnahme ein Million Menschen hinzu, die alle Muslime wären und auch alle für immer in Deutschland blieben. Dann gäbe es eine muslimische Bevölkerungsmehrheit in frühestens 70 Jahren, also etwa um das Jahr 2085 herum. Selbst unter solch absurden Annahmen gibt es also zur Panik vor der Überwältigung durch Falschgläubige wenig Gründe.
Fazit: Bei nüchterner Betrachtung bleibt für Alarmismus und Panik wenig Raum. Bei unter 4% Muslime in der EU und etwa 5% in Deutschland sind steile Thesen von der angeblichen Islamisierung eindeutig Unsinn. Wichtig ist aber trotzdem, dass vernünftige Menschen analysieren, welche realen Probleme es im Zusammenleben gibt, und wie so viel Angst und Hass auf Andersgläubige entstehen konnte. Wir wissen, dass Angst zu Hass führt, und Hass zu Gewalt. Wenn wir vermeiden wollen, dass sich die Geschichte wiederholt, dürfen wir Humanisten das Thema nicht den Schreihälsen und Hassmenschen überlassen.
Die Piraten-Fraktion des Landtags von Nordrhein-Westfalen sammelt zur Zeit im Rahmen ihrer Aktion „Ich will’s wissen!“ Fragen und Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern, die als Ideen-Pool zur Ausgestaltung eines Transparenz-Gesetzes genutzt werden sollen.
In diesem Rahmen habe ich eine Reihe von Fragen zu den als Staatsleistungen deklarierten Subventionen der deutschen Bundesländer an die großen Kirchen gestellt. Diese Subventionen werden zusätzlich zur Kirchensteuer an die Kirchen überwiesen und lagen zuletzt in der Höhe von bundesweit ca. 480 Millionen Euro. Interessanterweise weist die jeweils aktuelle deutsche Verfassung seit 1919 (!) darauf hin, dass diese Zahlungen eingestellt werden sollen. Passiert ist bis jetzt jedoch – nichts!
Falls ich Reaktionen auf diese Fragen bekomme, werde ich sie natürlich an dieser Stelle veröffentlichen.
Hier der Text der Fragen:
„Über die eingetriebenen Kirchensteuern hinaus subventioniert das Land Nordrhein-Westfalen die großen Kirchen mit einer jährlichen Summe, aus der u.a. die kirchliche Verwaltung bezahlt wird.
Begründet werden diese seit Bestehen der Republik geleisteten Zahlungen mit den Folgen der Säkularisierung von 1802-3. Seit 1919 besteht ein verfassungsrechtliches “Ablösegebot”, die Zahlungen sollen also seit 94 Jahren eingestellt werden. Aus Angst vor den Kirchen rührt bislang kein Politiker einen Finger.
Ich möchte wissen: 1. Wie hoch ist diese Summe in den letzten zehn Jahren jeweils gewesen? 2. Wie hoch sind die seit 1803 insgesamt geleisteten Zahlungen, umgerechnet als realer Betrag des Jahres 2013? 3. Welche Gegenleistung bekommt das Land NRW für diese Summe? 4. Welche Meinung hat die Landtagsfraktion der Piraten zu diesen Zahlungen und dem Ablösungsgebot? 5. Welche konkreten Schritte wird die Landtagsfraktion der Piraten unternehmen, um die Ablösung voran zu bringen und die Zahlungen an die Kirchen einzustellen?“