MGEN-Podcast Folge 35: Die 615 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 3)

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In dieser Folge setzen wir zum dritten (zweieinhalbten?) Mal die Kippa auf und beschäftigen uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • (0m31s) Christentum als Ursprung und Hort des Antisemitismus: Die ersten 2000 Jahre
    (Reinhold Schlotz, „Von Golgatha nach Auschwitz. Die Mitverantwortung des Christentums für den Holocaust“ 125 S., Alibri Verlag)
  • (56m42s) Alles anders, alles neu? Antisemitismus im 21. Jahrhundert

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Und hier noch das Segment „Christentum als Ursprung und Hort des Antisemitismus“ einzeln:

 

MGEN-Podcast Folge 34: Die 614 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 2)

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In dieser Folge setzen wir zum zweiten Mal die Kippa auf und beschäftigen uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • (03’52“) Das Bühnenbild: Der Untergang der Bronzezeit-Zivilisation
  • (17’01“) Hörer beschimpfen Podcaster, Sonderedition
  • (21’22“) … in a galaxy far away: Die Ursprünge des Judentums – Heilsgeschichte
  • (48’19“) … in a galaxy far away: Die Ursprünge des Judentums – Archäologie

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MGEN-Podcast Folge 33: Die 613 Gebote Gottes (Sonderfolge Judentum, Teil 1)

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In dieser Folge beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten des Judentums. Unsere Themen:

  • 02m51s: Das Judentum heute: Ethnische Gruppen und die fünf Zweige
  • 23m42s: Nächstes Jahr in Jerusalem: Was ist Zionismus?
  • 45m25s: Die Quellen: Tora, Tanach und Talmud
  • 1h02m58s: Unorthodox von Deborah Feldman: Eine Frau steigt aus
  • 1h36m51s: Die Schwester der Nichte der Tochter: Die 613 Gebote Gottes

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„Was wirst du Gott sagen, falls doch wahr ist was in der Bibel steht?“

Der  Kommentator Grave Keeper stellte auf dem MGEN-Youtube-Kanal die folgende Frage:

„Nur so hypothetisch genommen: Was wirst du GOTT sagen, wenn doch wahr ist was in der Bibel steht? Denn jeder von uns muss mal sterben — und wenn es einen GOTT gibt, dann lebt jeder Mensch gefährlich auf der Erde, wenn er meint dass es ihn nicht gibt.“ (Hier die vollständige und unkorrigierte Version)

Da muss ich nicht lange nachdenken, denn Bibelgott Jahwe würde ich gern mal ein paar Fragen stellen: „Dear Sir or Madam, schämen Sie sich eigentlich überhaupt nicht? Wie können Sie zulassen, dass allein in Deutschland jedes Jahr 2000 kleine Kinder an Krebs erkranken? Wie können Sie quer durch die Geschichte Millionen und Abermillionen Menschen an Polio verrecken lassen oder an Typhus? Wieso müssen zigtausendfach kleine Kinder ertragen von Ihren Priestern systematisch vergewaltigt zu werden? Wie konnten Sie im Jahr 2004 den Weihnachtstsunami schicken und innerhalb von ein paar Stunden eine Viertelmillion Menschen ersäufen? Sie sind der größte Massenschlächter der Weltgeschichte.

Nein, nein, reden Sie sich nicht raus! Als allmächtiger Schöpfer des Universums sind Sie für das Wohlergehen Ihrer Kreaturen verantwortlich! … Der freie Wille? Wieso zählt nur der freie Wille der Pädopriester und nicht der Wille der verzweifelten Kinder? Wieso dürfen tyrannische Nazis sich frei zum Massenmord entscheiden, aber deren Opfer nicht entscheiden in Frieden zu leben? Und welche Rolle soll der freie Wille spielen bei Naturkatastrophen oder Infektionskrankheiten?

Der einzige, der dabei frei entscheiden konnte, das waren ja wohl Sie. Und Sie haben sich entschieden Ihren Kreaturen massenhaftes und systematisches Leid anzutun. Als allmächtiger Weltenschöpfer hätten Sie all dieses Leid, das Dahinsiechen und das Morden mit einem einzigen Fingerschnippen einfach so verhindern können. Haben Sie aber nicht. Stattdessen haben Sie sich zurück gelehnt und alles mitangesehen. Ihre Gleichgültigkeit und Ihre Arroganz kennen offenbar keinerlei Grenzen. Sie bezeichnen sich als allgütig, aber Sie sind ein brutaler Folterer. Sie haben den Begriff Gerechtigkeit so lange verdreht, bis er mit Willkür synoym ist. Widerlich. Schämen Sie sich!“

Okay, Grave Keeper, beantwortet das deine Frage hinreichend? Da das Gottesbild der Bibel in sich widersprüchlich ist — und damit logisch ausgeschlossen ist, dass Gott Jahwe existiert — wird diese Konversation niemals stattfinden. Eigentlich fast schade.

Zum Abschluss habe ich auch eine Frage an dich, Grave Keeper: Was wirst du sagen, wenn du nach deinem Tod vor Lord Krishna stehst? Der wäre nämlich ziemlich sauer auf dich, weil du dein Leben lang einem falschen Götzen gefolgt bist. Und das, obwohl doch klar ersichtlich war, dass der Hinduismus die einzig wahre Religion ist — eine Milliarde Hindus haben das schließlich auch verstanden. Aber vielleicht wirst du ja auch nicht vor Krishna stehen, sondern vor Zeus oder Odin, oder Allah, oder Baal, oder Isis und Osiris, Anuk, Marduk, Tlaloc, Chaac oder einer traurig den Kopf schüttelnden Inkarnation des Buddha. Was wirst du sagen, wenn Mithra dich zur ewigen Feuerfolter verurteilt, weil du die wahren Göttern geleugnet und stattdessen ein Phantom verehrt hast? Angesichts all dieser schlecht gelaunten Göttergestalten, lebst du als Jahwe-Anhänger nicht ziemlich gefährlich?

Ich bin gespannt auf deine Antwort.

Das kosmologische Kalām-Argument für die Existenz Gottes

Das Kalām-Argument für die Existenz eines Gottes ist im Wesentlichen ein sprachlicher Trick, der die allzu offensichtlichen Fehler des klassischen kosmologischen Arguments verschleiern soll. Das kosmologische Argument geht so:

„Nichts ist von sich selbst verursacht. Alles Existierende hat eine Ursache. Dies führt zu einem Regress. Dieser Regress wird durch eine erste Ursache begrenzt, diese nennen wir Gott.“

Religionisten, die so argumentieren, werden meist schon durch ein einfaches „Woher weißt du das?“ aus dem Konzept gebracht. Es ist ja klar: So ein hochkomplexes, mächtiges Wesen wie ein Gott, wie ist das entstanden? Was ist seine Ursache? Der Gott, hören wir dann, sei ewig und ungeschaffen. Eben wurde aber noch vorausgesetzt, dass nichts ursachenlos existieren kann. Der ursachenlose Gott existiert also nicht. Das kosmologische Argument entpuppt sich als Zirkelschluss.

Um das Problem mit diesem infiniten Regress zumindest notdürftig zu stopfen (und dies ist nur eins von vielen Problemen mit dem kosmologischen Beweis), wurde das Kalām-Argument entwickelt:

(P1) Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache für seine Existenz.
(P2) Das Universum begann zu existieren.
(S1) Daher: Das Universum hat einen Ursache für seine Existenz, diese nennen wir Gott.

Darauf folgt in der Regel eine sehr lange, umständliche Begründung von P2, während P1 allenfalls als „trivial“ abgetan wird. Hm, soll mit dieser ausführlichen Beschäftigung etwa von P1 abgelenkt werden?

Ja, in der Tat. Die Religionisten werfen hier nämlich mehrere Bedeutungen des Begriffs „Ursache“ in einen Topf. In der alltäglichen Verwendung hat tatsächlich „alles“ eine Ursache oder einen Schöpfer: Bilder werden von einem Maler gemalt und Autos in einer Fabrik gebaut. Bei dieser Schöpfung oder Ursache handelt es sich aber lediglich um eine Umwandlung bestehenden Materials, eine creatio ex materia: Aus Leinwand und Pigment wird mithilfe eines Pinsels ein Bild, dieser Prozess ist seine Ursache, der Maler sein Schöpfer. Ebenso wird aus Metallerzen und Kohlenstoffen durch Prozesse wie Schmelzen oder Formen ein Auto.

Dieser ex materia Begriff “Ursache” ist jedoch völlig verschieden von der im zweiten Teil des Kalam-Arguments verwendeten Schöpfung ex nihilo, also der behaupteten Schöpfung des Universums aus dem Nichts, dem Nicht-Sein. Durch dieses Springen zwischen Bedeutungen soll der Eindruck erweckt werden, dass die Entstehung des Universums als creatio ex nihilo ebenso eine Ursache voraussetzt wie die einfache Umwandlung von Materie, die creatio ex materia.

Diese versteckt eingebrachte Behauptung ist aber komplett ohne Hinweise auf ihre Korrektheit: Tatsächlich weiß niemand, ob das Universum eine Ursache haben muss, denn niemand hat jemals so eine creatio ex nihilo beobachtet oder damit experimentiert. Es gibt solide Anzeichen dafür, dass man auch ohne externe Ursache auskommt: Kosmologen vermuten natürliche Raumfluktuationen, aus denen aus dem Nichts spontan und völlig ursachenlos Elementarteilchen entstehen, aus denen sich die Welt aufbaut.

Die Religionisten spielen also mit der Erwartung der Leser: Zuerst wird die intuitive Bedeutung des Begriffs „Ursache“ eingeführt, dann zur kosmologischen Bedeutung gewechselt und schließlich so getan, als ob beide Bedeutungen, also creatio ex nihilo und creatio ex materia, das gleiche meinen. Tun sie aber nicht. Ehrliche Religionisten müssten stattdessen versuchen nachzuweisen, dass auch so eine Schöpfung aus dem Nicht-Sein eine Ursache benötigt. Das tun sie aber nicht.

Und selbst, falls das irgendwann irgendwem irgendwie gelingen sollte: Die Bezeichnung einer irgendwie gearteten Ursache des Universums als „Gott“ ist völlig willkürlich. Der logische Sprung von der unpersönlichen Urkraft hin zu Bibel-Gott Jahwe mitsamt Bundeslade, Jesus und Marienwundern – dieser Sprung ist unendlich weit und bleibt völlig ohne jeden Beleg.

Falls sich jemand für einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung im Bereich Kosmologie und speziell für die Vakuumfluktuationen als Quellen der Materie interessiert, empfiehlt sich Lawrence Krauss‘ kurzes Buch „Ein Universum aus dem Nichts„.

Zwischenstand bei den Gottesbeweisen: 0 – 20

Seit etwa zweieinhalb Jahren schauen wir uns im Rahmen dieses Blogs Argumente für die Existenz des jüdisch-christlich-islamischen Bibel-Gottes Jahwe an, wie sie von Theisten immer wieder vorgebracht werden. So ein Beweisgang besteht in der Regel aus einer Reihe von Annahmen und daraus hergeleiteten logischen Schlüssen. Am Ende steht dann meist ein „Und daraus folgt: Die Gottheit Jahwe existiert!“

Damit ein Beweis stimmt, müssen naheliegenderweise sowohl die Annahmen als auch die logischen Herleitungen korrekt sein. Sind die Annahmen unzutreffend oder die Schlüsse unlogisch, ist der Beweis falsch. Das bedeutet dann natürlich noch lange nicht, dass das Gegenteil gelten muss, also der jeweilige Gott ganz sicher nicht existiert – lediglich der Beweis für die Existenz ist im Einzelfall gescheitert.

Bei den betrachteten Ansätzen zeigen sich immer wieder dieselben logischen Fehler (oder Fallen?) Oft wird die Existenz einer Gottheit trickreich formuliert in den Annahmen eingebracht – und dann am Ende triumphierend geschlussfolgert! Sehr schön klar wird das beim ontologischen Beweis. Etwas vereinfacht:

(A1) Der Gott ist das Wesen mit der perfekten Kombination von Eigenschaften.
(A2) Ein Wesen ohne die Eigenschaft „Existenz“ ist nicht perfekt.
(S) Der Gott hat die Eigenschaft „Existenz“, existiert also.

Derart vom rhetorischen Gestrüpp befreit wird klar, dass (A1) die Existenz einer Gottheit bereits versteckt voraus setzt. Ein ehrliche Formulierung müsste lauten:

(A1) Der Gott existiert. Er ist das Wesen mit der perfekten Kombination von Eigenschaften.

Dass daraus dann „Der Gott existiert!“ folgert, wird niemanden überraschen.

Ein zweiter üblicher Logikfehler ist der Sprung von „der Gott existiert“ zu „darum ist meine Religion richtig!“ Die bekannten Gottesbeweise versuchen lediglich die Existenz irgend eines göttlichen Wesens zu beweisen. Der logische Sprung zu „das ist Jahwe, der Gott des Christentums, das daher stimmt!“ ist völlig willkürlich und erfolgt ohne jede Begründung. Mit genau der gleichen Berechtigung könnte man zu Krishna springen, zu Zeus oder Papa Schlumpf. Fragt man hier nach, hört man oft die eher unbefriedigende Antwort “Das steht in der Bibel, an deren Wahrheit glaube ich ganz fest.”

Von den bislang angeschauten Beweisen für die Existenz von Göttern war kein einziger korrekt. Hier sind sie im einzelnen:

Also haben wir (je nach Zählung, einiges wiederholt sich) 20 bis 25 der bekanntesten und meist verwendeten Gottesbeweise angeschaut – bislang war kein einziger schlüssig. Im Gegenteil: Wir haben einige durchaus solide Ansätze (hier und hier) gezeigt, die beweisen, dass zumindest die Gottheit Jahwe nicht wie behauptet existieren kann.

In der Sammlung fehlen noch eine Reihe von Argumenten, wie zum Beispiel das Transzendentale Argument für Gott (TAG) und das Kalam-Argument, eine etwas verschwurbelte Version des kosmologischen Beweises. Daneben verdienen auch noch die in den USA aktuell als chic geltenden Präsuppositionisten eine nähere Betrachtung. Es bleibt also spannend – wer weiß, vielleicht ist ja doch noch ein gültiger Beweis für die Existenz (zumindest irgend einer) Gottheit dabei …

Die Evolution beisst zurück

Fast schon verzweifelt suchen kreationistische Christen nach Argumenten, die die Evolution widerlegen und die Lehre von der Schöpfung der Welt durch Gott Jahwe beweisen sollen. Weil echte Beweise – oder auch nur vage Hinweise – in dieser Richtung rar sind, versuchen sie das Publikum durch „geschickte“ Rhetorik zu überzeugen. Die vermeintliche Wunderwaffe in diesem epischen Kampf, die „40 Fragen an die Evolutionisten“ des Kreationisten Kent Hovind, waren ja bereits Thema in diesem Blog.

Ein Gastbeitrag von Carsten Grün

Ich habe es mir tatsächlich angetan und mir die Fragen alle angesehen. Keine Angst, ich werde den teilweise hahnebüchenen Unsinn hier gewiss nicht einzeln auseinander nehmen. Manche der Fragen sind an sich schon unsinnig, und in anderen befinden sich schlicht falsche Behauptungen. Ein Beispiel sei mir hier gestattet:

34. Warum ist der Jupiter Mond ‘Ganymede’ immer noch heiß wenn er doch nach Milliarden von Jahren abgekühlt und erstarrt sein sollte?

Das ist schlicht falsch, denn Ganymed ist in der Tat ein Eismond mit einem erstarrten Kern und einer mehreren hundert Kilometer dicken Eisschicht an seiner Oberfläche.

Doch genug dazu.

Ich kam auf die Idee, meinerseits ein paar Fragen zusammenzustellen, welche man Kreationisten stellen könnte. Die ein oder andere stellte ich bereits bei Diskussionen und war über die Antworten natürlich kein bisschen überrascht. Schließlich hat der Klerus mit all seinen Erscheinungsformen sehr viel Erfahrung darin, nicht überprüfbare Argumente aus der Mitra zu zaubern. Und diese werden von den Gläubigen immer brav nachgebetet.

Raumfähre Kreationismus antwortet nicht

Bei meinen „30 Fragen an die Kreationisten“ sind auch ein paar dabei, die ein Wissenschaftler nicht ernst nehmen würde, die aber einen Kreationisten in Verlegenheit bringen dürften:

1. Warum sind die Sinneszellen der Netzhaut im Auge nach hinten gerichtet, und wurden nicht so erschaffen, dass sie nach vorne in Richtung des einfallenden Lichtes zeigen?

2. Warum wird das Gesicht während der embryonalen Entwicklung des Menschen aus drei Teilen zusammengefügt, so wie es z.B. bei Fischen seit Jahrmillionen ebenfalls geschieht?

3. Warum führt der Kehlkopfnerv der Giraffe vom Gehirn zuerst den langen Hals hinunter, um das Herz herum und dann wieder hinauf zum Kehlkopf?

4. Warum besitzt das Pferd oberhalb der Hufe rudimentäre Zehen?

5. Warum gibt es Meerestiere, die tausend Meter tief tauchen, aber trotzdem Luft atmen müssen?

6. Warum bekommen wir eine Gänsehaut, wenn gar kein Fell mehr vorhanden ist, das wir aufrichten könnten?

7. Wozu haben wir sinnlose Organteile, wie zum Beispiel den Blinddarm?

8. Wieso sind bei allen Männern die Rippen komplett vorhanden, wenn doch die eine, aus der Eva erschaffen wurde, fehlen müsste?

9. Warum ist die Erde nachweislich nicht der Mittelpunkt des Universums, sondern nur ein kleiner Planet im äußeren Drittel unserer Galaxie, welche ebenfalls nur ein Staubkorn im Universum darstellt?

Stellt die schwarze Robe auf die Probe

10. Zu welchem Zweck wurde das grausame Pockenvirus erschaffen, das wir als angebliche „Schöpfung Gottes“ ausgerottet haben?

11. Warum besitzt der Wal im Körperinneren deutliche Überreste von Hinterbeinen, die vollkommen nutzlos sind?

12. Wenn es die Arche Noah gab, warum sind nach der Sintflut alle Beuteltiere ausgerechnet in Australien ausgestiegen?

13. Wenn das Universum erst 6000 Jahre alt ist, warum datieren wir dann sein Alter aufgrund unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse ausgerechnet auf 13,7 Mrd Jahre, und nicht auf einen anderen Zeitraum?

14. Warum bestätigen wir viele unsererer Theorien ständig selbst durch Experimente und Beobachtungen, und warum kommen wir immer weiter, wenn das alles nur ein Irrtum sein soll?

15. Warum lässt der Erschaffer dieses 6000 Jahre alten Universums es zu, dass die Frau plötzlich aufbegehrt und gleiche Rechte fordert, obwohl sie genau wie das Tier laut Bibel ein Untertan des Mannes sein soll? (Sorry, aber das steht dort wirklich: Gen 3.16, Eph 5.22, 1 Timotheus 2.11-12, Titus 2.5)

16. Wenn die Evolution und die Datierungen der Fossilien nur ein Täuschungsmanöver des Schöpfers sind, warum finden wir dann eben nicht die zahllosen „Zwischenformen“, die die Täuschung perfekt machen würden und die uns in Sicherheit wiegen würden?

17. Wozu sollte uns ein Schöpfer immer wieder vor neue wissenschaftliche Fragen stellen und unseren Glauben selbst mit Fossilien untergraben, wenn die Wahrheit nur 6000 Jahre alt ist?

18. Warum hat Gott den Menschen mit einem solch umfangreichen „Erkenntnisapparat“ ausgestattet, wenn er schon vor 6000 Jahren „sah, dass es gut war“?

19. Aus welchem Grund nennt uns Gott „die einzige nach seinem Ebenbild erschaffene Schöpfung“, wenn er uns dabei offensichtlich im Unklaren lässt, ob es noch anderswo im Universum intelligentes Leben gibt?

Was die Pfaffen nicht raffen

20. Wenn es so offensichtlich ist, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren um 4 Uhr nachmittags erschaffen hat, wozu muss er dann hunderttausende Menschen dazu berufen, uns davon zu überzeugen? Wären wir als seine Geschöpfe nicht automatisch davon überzeugt und würden wir nicht alle Fossilien automatisch in Frage stellen?

21. Warum können wir messen, dass sich das Licht im Vakuum mit 300.000 km/s fortbewegt, obwohl diese Tatsache jeglicher Lehre vom 6000 Jahre alten Universum widerspricht?

22. Warum werden diejenigen, die für alle sichtbar Böses tun, nicht von Gott bestraft, sondern von uns?

23. Warum entdecken wir immer mehr Naturgesetze, die Gottes Existenz immer unwahrscheinlicher machen?

24. Warum können wir die Vakuumlichtgeschwindigkeit niemals erreichen oder überschreiten, worin liegt der Sinn einer solchen Grenze in einem 6000 Jahre alten Universum?

25. Warum hat Gott manche Pinguine homosexuell werden lassen, um den Nachwuchs bei Verlust des Weibchens zu schützen, während er dieses Verhalten beim Menschen verurteilt?

26. Gott hat die Bewohner von Babylon angeblich dafür bestraft, einen hohen Turm gebaut zu haben, um dem Himmel näher zu sein. Heute werden Türme gebaut, die zehnmal höher sind als der Turmbau zu Babel. Warum wird dafür niemand bestraft?

27. Warum zeigt Gott seine Wunder immer nur in weinenden Marienstatuen aus totem Holz, aber niemals dadurch, dass er ein kleines Kind vom Krebs heilt? Warum lässt Gott niemals amputierte Gliedmaßen nachwachsen – egal wie verzweifelt die Menschen zu ihm beten?

28. Warum soll das Universum ausgerechnet 6000 Jahre alt sein, wenn dieses Alter für so viele Wissenschaftler so extrem falsch ist? Warum sollte Gott Wert darauf legen, eine so offensichtliche Täuschung zu schaffen, die so leicht zu durchschauen ist?

29. Wir haben ein 6000 Jahre altes Universum, in dem gemäß der Aufzeichnungen seit mindestens 4000 Jahren ständig Krieg zwischen Menschen herrscht. Ist das Gottes Wille? Oder hat der Teufel schon seit langem die Oberhand?

30. Der Haifisch war mit all seinen Arten schon immer da, wenn die Theorie des 6000 Jahre alten Universums stimmt. Da hatte Gott eine Menge Variationen zu schaffen. Heute rottet der Mensch eine Art nach der anderen aus. Wieso lässt Gott das zu, ohne seine Schöpfung zu schützen und einzugreifen?

Die Wissenschaft liefert ständig neue Antworten. Sie macht dabei natürlich auch Fehler, aber dann geht sie einen Schritt zurück und korrigiert sich. Das funktioniert seit Jahrtausenden und hat es unter anderem auch mir ermöglicht, das hier zu schreiben. Nur der Glaube steht seit 2000 Jahren irgendwie still hinter seiner Mauer aus Dogmen.

Hallelujah: Schlüssiger Gottesbeweis gefunden!

Nach 2.000 Jahren des Suchens, Betrügens und Lügens haben die Theisten endlich einen schlüssigen Beweis für die Existenz ihres Gottes gefunden. Hier ist er:

(P1) Entweder es gibt Gott oder es gibt keine runden Kreise.
(P2) Wenn alle Kreise runde Ecken haben, dann geschieht ein Wunder.
(P3) Es geschieht ein Wunder.
(K) Also: Es gibt Gott.

Ich muss zugeben: ich bin von der tiefgründigen Weisheit und Spiritualität des Beweisgangs begeistert – und ab sofort natürlich auch selbst inbrünstiger Theist. Die zweifelnden Kommentare unter dem zitierten Artikel sind allesamt kleinkrämerische Mäkelei und haben hässliche Ohren.

Gottesbeweis per Teufel

Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgeben von Gläubigen nicht immer wieder nur dieselben Platitüden als Argument für die Korrektheit ihrer Religion zu hören. Dieser „Gottesbeweis per Teufel“ war daher durchaus überraschend:

Eines Tages lernte ich auf einer Geburtstagsfeier jemanden kennen, der für mein Verständnis außerordentliche mathematische Fähigkeiten besaß, die ich mir mit natürlichen Dingen nicht erklären konnte. Im Laufe des Gesprächs sind wir auf das Thema Glauben gekommen. Nach recht absonderlichen Ansichten, die ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt hatte, endete er mit dem Satz: „Mein oberster Ziel ist es, so zu werden wie Gott“. Ich erkannte aufgrund seiner Ansichten, dass er seine übernatürlichen Fähigkeiten vom Gegenspieler Gottes haben musste, denn genau mit diesem Versprechen, nämlich so zu sein wie Gott, verführte Satan Eva im Paradies. Wenn es aber diesen Gegenspieler Gottes wirklich gibt, so muss es ja Gott auch geben. Und so fing ich an, die Bibel zu studieren. Ich erkannte, dass es wirklich einen Gott im Himmel gibt, dem man vertrauen kann und der sich durch die Bibel uns Menschen offenbart.

Der Erzähler erkannte also an seinem Gesprächspartner „außerordentliche mathematische Fähigkeiten“, die er sich „mit natürlichen Dingen nicht erklären konnte“. Daher, so kommt er zum Schluss, müssen ganz offensichtlich übernatürliche Mächte am Werk gewesen sein. Das ist ein fast abziehbildhaftes Argument mit dem Unwissen, eines in religiösen Kreisen weit verbreiteten logischen Fehlers: „Mir fällt gerade keine begründete Erklärung für ein Phänomen ein, daher darf ich jetzt behaupten, was ich will. Ich sage: Es muss Magie gewesen sein!“ Üblicherweise folgt nun der Sprung „Und diese magische Macht war der Gott, der daher existieren muss. Voilà!“

Der Erzähler koppelt das Argument mit dem Unwissen mit einem Bandenstoß über die Bibel: „Genau mit diesem Versprechen, nämlich so zu sein wie Gott, verführte Satan Eva im Paradies“. Der übliche Bogen wird also erweitert: „Mir fällt gerade keine begründete Erklärung für ein Phänomen ein, ich darf also annehmen, dass es Magie war! Ausserdem ist die Person gemäß Bibel theologisch verdächtig, muss also vom Teufel beeinflusst sein. Wenn der Teufel existiert, dann aber gemäß Bibel auch dessen Schöpfer, Gott Jahwe. Voilà!“ – Wieso er die Bibel überhaupt als beweiskräftig ansieht, darüber hat er wohl nicht so recht nachgedacht. Wieso nicht den Koran, die vedischen Bücher oder Herr der Ringe? Da gibt es ja auch jeweils Schurken, die die Menschen mit großer Macht verführen wollen. Doch wohl nur, weil er schon als Kind auf die Bibel gedrillt wurde.

Fazit: Die Erzählung ist bei genauerer Betrachtung lediglich eine Argumentation mit dem Unwissen, variiert mit etwas Bibel-Gewinke. Sie kann daher in keiner Weise überzeugen. Kein halbwegs rational denkender Mensch würde auf solche Argumente hin an eine Behauptung wie die Existenz eines allmächtigen Schöpferwesens glauben.

Und zurück zu unserem frisch Bekehrten: Dass ein in Taschenspielertricks bewanderter Gesprächspartner den braven Erzähler in beschwipstem Zustand vielleicht einfach nur ärgern wollte, darauf kommt er nicht.

Der Gottesbeweis von Gödel

Alle paar Jahre entdecken die Medien den Gottesbeweis des Mathematikers Kurt Gödel: „Forscher beweisen Gottes Existenz am Computer„, „Mathematiker bestätigen Gottesbeweis„, „Gottesbeweis: Gott existert!„, „Computerprogramm bestätigt Gödels Gottesbeweis„. Nach einigen Tagen stürmischen Feierns nimmt die Begeisterung dann aber stark ab und man lässt die Geschichte unauffällig fallen. Offenbar lassen sich die Journalisten in dieser Zeit erklären, was es sich mit dem automatischen Nachvollziehen von formaler Logik auf sich hat. Bis dann, ein paar Jahre später, die nächste Praktikantengeneration aufgeregt über Gödels Notizen stolpert.

Die Besonderheit von Gödels Ansatz liegt in der Formulierung des üblichen ontologischen Beweisversuchs in der von ihm entwickelten mathematischen Sprache der Modallogik (siehe Abbildung), die die Schritte des Arguments für Computerprogramme nachvollziehbar macht. Das Ganze ist offenbar beliebt als Aufgabe für Studenten, was Journalisten dann ab und an mitbekommen.

In seiner ganzen Pracht: Gödels Gottesbeweis (Quelle: heise.de)

Inhaltlich verreckt Gödels Argumentation schon bei Annahme A1: „Wenn man jede mögliche Eigenschaft gemeinsam mit ihrer Negation betrachtet, so ist genau eine von beiden positiv“. Was „positiv“ in diesem Kontext bedeuten soll, wird nicht erklärt. Nehmen wir das Eigenschaftspaar “Das Auto ist blau”/”Das Auto ist nicht blau”: Welche dieser Aussagen soll denn nun positiv sein, welche nicht? Was passiert, wenn das Paar „Das Auto ist gelb“/“Das Auto ist nicht gelb“ hinzu kommt? Wie löst man diesen Widerspruch auf? Und wenn sich schon solche einfachen Dinge nicht klären lassen, wie ist es dann mit dem Klassiker “Ich bin ein eifersüchtiger Gott”/”Ich bin kein eifersüchtiger Gott”? Da der Gott der Bibel sich selbst als eifersüchtig bezeichnet, muss das wohl die positive Eigenschaft sein. Oder doch irgendwie nicht? Lügt er? Ist Lügen deshalb eine positive Eigenschaft? – Ohne Klarstellung, was “positiv” in dem jeweiligen Rahmen bedeuten soll, bleibt die Festlegung willkürlich und ist daher wertlos.

Dazu kommt dann der übliche Fehler aller ontologischen Beweise, hier in D1: „Ein gottgleiches Wesen besitzt alle positiven Eigenschaften“, anderswo immer wieder formuliert als „Gott ist der höchste Gedanke“. Hier wird die versteckte Annahme der Existenz von Göttern in den Beweisgang eingebracht, begründet wird das nicht. Und, klar, wenn ich das Göttliche schon in die Argumentation einfüttere, kommt am Ende natürlich das Göttliche dabei heraus. Ein Zirkelschluss.

Die Frage eines klugen Kommentators zu einem anderen Post zeigt noch ein weiteres Problem der ontologischen Beweise auf: „Wie kann ein Wesen, das angeblich alle positiven Eigenschaften auf sich vereint, auch negative Eigenschaften hervorbringen? Da gibt es doch mindestens eine schlechte Eigenschaft, nämlich die, eine imperfekte und zuweilen grausame Welt geschaffen zu haben.“ Auch darauf haben Theisten keine Antwort, winken allenfalls lustlos mit dem „Gott hat den Menschen den freien Willen gegeben!!“-Fähnchen.

Was hat sich der Autor nur dabei gedacht?

Kurt Gödel war ein genialer Mathematiker, der seinen “Beweis” als mentales Manöver seiner Modallogik gesehen hat und nicht als ernsthaften theologischen Ansatz. Er wollte damit zeigen, so erinnern sich seine Freunde und Kollegen, dass man mit der von ihm geschaffenen Sprache der Logik durch geschickte Wahl der Annahmen so gut wie jede Behauptung beweisen kann.

Gödel hatte die Formulierung schon 1941 niedergeschrieben, dann aber 30 Jahre lang wohlweislich nicht publiziert. Er war ein guter Freund Albert Einsteins, der ja – obwohl er selbst kein Theist war – schon Zeit seines Lebens und trotz seiner Gegenwehr von Religionisten als Kronzeuge für die Existenz des Bibel-Gotts in Beschlag genommen wurde. Offenbar wollte Gödel verhindern, dass sein Name ähnlich missbraucht würde. Erst 1970, als Gödel wegen zunehmender Paranoia schon unter schweren Psychopharmaka stand, wurden seine Notizen veröffentlicht. Es ist schade, dass er bei vielen Leuten für dieses alberne Ding in Erinnerung bleibt.

Fazit: Auch Gödels Gottesbeweis scheitert. Während die formale Logik insofern korrekt ist, dass ein Computerprogramm sie nachvollziehen kann, lassen die im Beweis enthaltenen Annahmen arg zu wünschen übrig. Haltbar sind weder die Annahme, dass von allen Aussage/Negation-Paaren genau eins „positiv“ sein soll, noch die implizite Annahme, dass das Göttliche existiere und komplett „positiv“ besetzt sei. Diese Annahmen kann ein Computer aber nicht als falsch identifizieren, dazu fehlt ihm das Weltwissen.