Die ungewöhnliche Karriere des Bibel-Gotts Jahwe

Die Menschen haben im Laufe der Geschichte Tausende von Göttern nach ihrem Ebenbild geschaffen. Ab und zu wundert man sich, dass sich ausgerechnet die Kulte des äußert unangenehmen Bibel-Gotts Jahwe so sehr durchsetzen konnten. Jahwe wird beschrieben als eifersüchtig und jähzornig, worauf er sich stolz beruft. Er gilt als frauenhassend, kinderhassend, fremdenhassend, schwulenhassend, lesbenhassend; er befürwortet ausdrücklich Völkermord, Sklaverei und Folter. Er hetzt wahllos gegen Nachbarstämme, Astrologen und sogar gegen Leute, die Dachgärten auf die falsche Weise anlegen. Seine Gesetze reichen in alle Lebensbereiche, sie sind unmöglich hart und in sich widersprüchlich; von seinen ratlosen Anhängern fordert er, falls sie seine ewige Höllenfolter vermeiden wollen, Tier- und Menschenopfer; er opfert laut Neuem Testament sogar irgendwie sich selbst an sich selbst. Genau genommen mag Jahwe also eigentlich nur einige alte Männer. Kein großes Rätsel, aus welcher demographischen Gruppe sich seine Priesterkaste traditionell zusammensetzt.

Wenn es schon Religion im Allgemeinen und Monotheismus im Speziellen sein musste, hätten wir nicht bei Apollon, dem Gott der Lyrik und des Frühlings oder bei der friedlichen Erdgöttin Gaia landen können? Klar, andere Götter wie der ägyptischen oder der sumerisch/babylonische Pantheon oder auch die hinduistischen Götter wurden und werden deutlich länger verehrt als Jahwe in seinen Verkleidungen, ob als „JHWH“, „Gott“ oder als „Allah“. Trotzdem, die Frage bleibt: Warum sind die ollen Geschichten über ihn so erfolgreich?

Die Quellenlage ist naturgemäß etwas dürftig, aber es sieht so aus, also ob Jahwe seine Karriere als einer von vielen Göttern der Kanaaniter begann, wahrscheinlich als Vulkan- oder Kriegsgott. Er wurde zum israelitischen Stammesgott erhoben, wurde dann, wohl zu Zeiten des babylonischen Exils, vom Haupt- zum ausschließlichen Gott des Stamms, und später von den Christen und Moslems übernommen (die dann wiederum die Juden, die ja genau genommen nichts dafür können, seit zweitausend Jahren mit Hass und Verfolgung überziehen).

Gewalt und Eifersucht: Kulturelle Evolutionsvorteile

Neben einer gehörigen Portion Zufall (wir hätten auch bei Osiris oder Mithra enden können) würde ich zwei entscheidende Faktoren für die erstaunliche Karriere dieses Fieslings ausmachen:

Erstens begünstigen die zugeschriebenen Eigenschaften Jähzorn, Eifersucht und Gewalttätigkeit die Jahwe-Kulte im Rahmen der soziokulturellen Evolutionsmechanismen: Vor die Wahl gestellt z.B. zwischen Marquod, dem sanftmütigen Gott des Tanzes und der Heilung und dem eifersüchtig tobenden Jahwe, entschieden sich viele Kanaaniter schlichtweg aus Angst eher für die Verehrung von Jahwe – Marquod und seine Kollegen hatten ja ausdrücklich kein Problem mit der Verehrung anderer Götter. Jahwe aber schon, und er wurde leicht gewalttätig. Im Laufe der Generationen wurde so die Jahwe-Gefolgschaft größer, die der anderen Götterfiguren kleiner.

Den gleichen Vorteil hatte Jahwe später als zart schaumgebremster, christlicher Gott im römischen Reich: Während die traditionelle römische Religion integrativ war und Platz für viele altbekannte, neue oder exotische Götterkulte bot, fiel der Jahwe-Kult durch seine Ausschließlichkeit (negativ) auf. Und klar, es erscheint attraktiver einem Gott zu folgen, der mittlerweile mit dem ewigen Leben lockte, und tösend mit der Verfolgung von Ungläubigen droht: „Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation“. Den anderen Göttern war es ja schließlich egal, und etwas Vergleichbares zu bieten hatten sie auch nichts.

Endlich Staatsreligion: Das Imperium schlägt zurück

Und zweitens: Das antike Christentum des ersten und zweiten Jahrhunderts hatte in seiner Mischung aus pharisäischem Judentum, Gnostizismus und Mysterienkulten wenig mit dem zu tun, was wir heute als christlichen Kanon betrachten. Im vierten Jahrhundert wurde das Christentum von Seiten des römischen Kaiserhofes, also von oben herab, systematisch umgebaut und für seinen ausersehenen Zweck tauglich gemacht: Das Reich durch eine neue, strahlkräftige Staatsreligion zu einen, die zerfallenden Kräfte zu erneuern und in der Hand der Kaiser zu bündeln. Das so zum geistigen Arm des Staates umgebastelte Christentum hatte nun nichts mehr zu tun mit seinen Ursprüngen als ein politischer Zweig des Judentums, der sich in der damals verbreiteten Endzeitstimmung gegen die als drückend empfundene römische Besatzung wehrte. Als Staatsreligion eines Weltreichs hatte es die geballte Macht des Imperiums hinter sich. Damit war es dann natürlich ein Leichtes, den neuen Kult durchzusetzen.

Als die Kaiser dann irgendwann Rom in Richtung Ravenna verließen und schließlich ganz verschwanden, wandten sich die Menschen an die verbliebene Respektsperson: Den Bischof von Rom, der von nun an die römische Reichsidee, die Romanitas, verkörperte. Auch heute noch nennen sich die Päpste „Pontifex Maximus“ – ein Titel, den schon Gaius Julius Cäsar als Oberpriester des römischen Götterkults trug.

Warum nicht stattdessen die Göttin der Liebe?

Schaut euch doch in der Welt um: Christentum und der später davon abgespaltene Islam haben auch heute noch Eigenschaften von Staatsreligionen, und auch den praktischen Anspruch solche zu sein. Sobald ihre Anhänger sicher im Sattel sitzen, geht es den Rechten der religiösen Minderheiten an den Kragen.

Liebe Religionisten, wenn ihr schon vor Übermenschen buckeln müsst, hättet ihr euer Weltbild nicht auf Venus, der antiken Göttin der Liebe, aufbauen können? Oder auf Schamasch, dem babylonischen Gott der Gerechtigkeit? Oooder könntet ihr nicht zumindest damit aufhören, eure merkwürdingen Vorstellungen von Moral und der „rechten Lebensweise“ mit Gewalt in die Menschen um euch herum hineinprügeln zu wollen?

18 Gedanken zu „Die ungewöhnliche Karriere des Bibel-Gotts Jahwe

  1. Die Frage könnte auch lauten:

    Wieso ist die Fernsehserie Simpsons so erfolgreich.

    Der menschliche Geist ist ohne entsprechende Hintergrundkenntnisse (durch Bildung, Erfahrung und Erkenntnis) wie ein Kind und weiß nichts von all dem Schaden, den das kindliche Ego anrichten kann, wenn es im Erwachsenenalter noch immer seine Regentschaft im Gehirn einnimmt und sich auch noch heftig verteidigen kann(weil es z.B. in Positionen sitzt, wo es Macht und Einfluss ausüben kann. oder auch von all den „notwendigen Speichelleckern“ umgeben ist, die die „Drecksarbeit“ für jemanden erledigen)..

    Solange das eigene Ego als das ICH betrachtet wird, braucht sich auch wirklich KEINER zu wundern, denn gerade die „einfachen“ Menschen OHNE die notwendigen Hintergrund-Informationen wissen überhaupt nichts von den mechanischen Gesetzmäßigkeiten von Gefühlen, der Selbsteinschätzung und der Spiegelung des eigenen Selbst. Das führt eine verdammte Menge Menschen verteufelt in die Falle der eigenen Selbst-Wahrnehmung und sie sind oft so tief darin verstrickt, das dann, wenn man ihnen das mal versucht zu erklären, sie sofort auf das tödlichste beleidigt sind und dann nicht mal davor zurück schrecken, rohe Gewalt an zu wenden, nur um sein Gegenüber zum schweigen zu bringen oder gar dafür töten!!

    Der Mensch IST was er ist..

    Ein Ding mit bestimmten Eigenschaften und Verhaltens-Möglichkeiten!

    Und so lange DIESE nicht wirklich auf breiter Basis verstanden werden, kann sich auch niemals ein „vernünftiges Bild“ gestalten und wir sind auf ewig dazu verdonnert tagein tagaus bis in alle Ewigkeiten immer die selben dämlichen Spiele zu spielen.

    Ich musste auch feststellen, das mich z.B. gewisse Frauen darauf angesprochen haben, das speziell MÄNNER dieses „Ego-Problem“ haben, was die Geschichte durchaus ja auch beweist, doch sind die FRAUEN meiner Erfahrung und Meinung nach NICHT MINDER an diesem dämlichen Spiel mit wirken und es auch noch herrlich finden.

    Wie viel Not, Lug und Verleumdung, Hass und Rache wurden z.B. nur aus all den „verschmähten“ Libesbezeigigungen geboren und führten schon zu den übelsten Katastrophen..

    Ob sich jetzt leibhaftige Menschen in ihrer Liebe „verschmäht“ fühlten, oder irgendwelchen Göttern eben genau die selben Eigenschaften“angedichtet“ werden (nur um ja nicht zu geben zu müssen, das DIES in Wahrheit die EIGENEN Unzulänglichkeiten sind, die man da den „Göttern“ versucht in die Schuhe zu schieben) spielt meiner Meinung nach überhaupt keine Rolle! Das Einzige was zählt, sind all die „beschissenen“ Ergebnisse, die dabei erzielt werden und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte der Menschheit zieht.

    Jetzt frage ich euch..

    WAS bitte ERWARTET ihr eigentlich?

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    • Ich musste auch feststellen, das mich z.B. gewisse Frauen darauf angesprochen haben, das speziell MÄNNER dieses “Ego-Problem” haben, was die Geschichte durchaus ja auch beweist, doch sind die FRAUEN meiner Erfahrung und Meinung nach NICHT MINDER an diesem dämlichen Spiel mit wirken und es auch noch herrlich finden.

      Männer mit Egoproblemen, Frauen spielen dämliche Spiele? Sag mal, das ist doch alles arg off topic, oder?

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  2. Zur historischen Vertiefung: 1. Levin, Das Alte Testament (C. H. Beck)
    Weniger Vorwissen braucht man bei 2. Friedman, Wer schrieb die Bibel? (Zsolnay)

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  3. Ein Freund von mir hat Gott gesehen.
    Auch konnte er Gott genau beschreiben: Es ist eine männliche Gestallt mit einem sehr großen Busen.
    Man muss allerdings dazu sagen, dass er an Schizophrenie gelitten hat. Das hat mir auch die Augen geöffnet, dass nicht alles, was man sieht auch real sein muss, sondern durch Fehlfunktionen des Gehirns hervor gerufen werden kann. Während seinen nicht-psychotischen Phasen hat er absolut nicht an Gott geglaubt. Zum Ende hin hat er leider nur noch in seiner eigenen Traumwelt gelebt.
    Meine Theorie für die Gottesphantasien sind, dass frühers Schizophrenien nicht bekannt waren und die Erscheinungen während der Psyhosen als war angesehen wurden. Dadurch wurden die Halluzinationen der kranken Menschen natürlich als wahr angesehen.
    Ein großer Teil der Bibelgeschichten sind sicherlich auf krankhafte Fehlbildungen des Gehirns zurückzuführen.
    Auch die Auren einer Epilepsie oder Migräne können Halluzinationen hervorrufen. Hier spreche ich aus eigener Erfahrung, da ich sehr häufig an Migräne mit starker Aura leide. Hierbei treten teilweise visuelle Halluzinationen, Schwebegefühle, Tagträume und andere Phänomene auf. Diese Ereignisse können aus Unwissenheit natürlich als spirituelle Erlebnisse gedeutet werden.
    Ich möchte hier keine Menschen angreifen, die an psychischen oder neurologischen Störungen leiden. Denn für diese Krankheiten kann keiner etwas.

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    • Oder er hat MICH gesehen.. 🙂

      (ja ich weiß, ist schon ne olle Kamele, ich bin grad nur mal wieder am alte „Sachen“ rum schnüffeln)

      Und da ist mir nämlich ein guter Vergleich zu den „Phantasien“ eingefallen.. Ein Bildhauer oder auch ein Schnitzer oder die Kettensägen-Künstler, die sehen doch AUCH wo andere „Nichts“ sehen..

      Für die anderen steht da bloß ein Klumpen Ton, ein großer Steinblock oder auch ein fetter Baumstamm am „Ort“ des Geschehens“.. Der Künstler wiederum, der SIEHT schon die Form darin und holt sie da einfach „raus“..

      Daher sollte die Frage durchaus erlaubt sein, was IST denn die „Phantasie“?? Wirklich etwas „zufälliges und „willkürliches“?? Der Geist mancher Menschen können eben auch Dinge wahr nehmen, die NICHT JEDER sehen kann Und ich behaupte, das dies wiederum auch wieder nur eine Frage der „selben Wellenlänge“ ist

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  4. http://www.jesus.ch/magazin/international/asien/248679-ich_werde_gott_alles_sagen.html

    Er wird wohl nicht #JAHWE meinen. Denn der hat laut Bibel schon selbst mal ordentlich mit Hand angelegt. Angeblich gefiel es ihm sogar, wenn nicht nur die Ungläubigen mit Alt und Jung, sondern auch die Schwangeren in seinem Namen getötet wurden. Da hat man die Tiere und Haustiere auch gleich mit massakriert.
    Ich hoffe er trifft auf einen gnädigeren #GOTT – Erzengel und sein Sohn schauen noch recht gelassen zu. Wird Zeit, dass ein NIMROD mal wieder einen Speer gen Himmel wirft? Damals sind die Herrschaften auch aufgewacht:

    1.Mose 11
    …5 Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7 Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache verstehe!…

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  5. Pingback: Zwischenstand bei den Gottesbeweisen: 0 – 20 | Man Glaubt Es Nicht!

  6. „“““…..Er hetzt wahllos gegen Nachbarstämme, Astrologen und sogar gegen Leute, die Dachgärten auf die falsche Weise anlegen. ….““““

    Zu den Dachgärten: ist euch mal aufgefallen dass es da schlicht darum geht Unfallschutz zu beachten in dem man ein Geländer anbringen soll?
    Eigentlich sind alle Gebote nur zum Besten der Menschen zu dieser Zeit speziell und auch noch heute.

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  7. „““…Vor die Wahl gestellt z.B. zwischen Marquod, dem sanftmütigen Gott des Tanzes und der Heilung und dem eifersüchtig tobenden Jahwe, entschieden sich viele Kanaaniter schlichtweg aus Angst eher für die Verehrung von Jahwe – Marquod und seine Kollegen hatten ja ausdrücklich kein Problem mit der Verehrung anderer Götter. …““““

    Mal wieder ein Post zu dem Grundlagentext: Abgesehen von „Allah“ haben es die anderen Götter nicht so mit der Eifersucht. In meiner Sicht sind ja alle anderen Götter außer dem dreieinigen Gott Götzen. Da es letztendlich nur einen Gegenspieler zu dem lebendigen Gott gibt steckt er nach meiner Meinung hinter allen anderen „Göttern“ und auch hinter den „gottlosen Religionen“, die brauchen eigentlich nicht eifersüchtig gegen die anderen sein. Da man den Teufel auch als „Affe Gottes“ betrachtet, der ihm versucht alles nachzumachen, hat er ca 600 nach Christi Sieg noch den „Allah“ erfunden…..In der „christlichen Religiosität“ hat er den Focus der Menschen wieder auf die nebensächlichen Riten und anderes gelenkt um von der Hauptbotschaft, von der „Gnade Gottes“ und das „Neue Leben“, abzulenken.

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  8. Die Gedanken zum „Kulturelle Evolutionsvorteile“ sind abwegig. Ich meine, Venus, Gaia, Schamasch und so weiter waren ja nur jeweils Teile eines Pantheons, der jeweilige Hauptgott konnte es mit „Jähzorn, Eifersucht und Gewalttätigkeit“ spielend mit Jahwe aufnehmen.
    Und der Gott, der im Neuen Testaments beschrieben wird, ist doch ein eher freundliches Wesen.

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