Der DNA-Beweis für die Existenz Gottes

In der letzten Zeit hört man ab und an das kursiose DNA-Argument für die Existenz Gottes. Solche „Beweise“ gehen anscheinend in Wellen durch die Reihen der Gläubigen: Ein populärer Prediger entdeckt ein Argument, das sich dann unter den begeisterten Schäfchen verbreitet, die damit Ungläubige zu bekehren versuchen. Ist das oft genug schief gegangen, wird der Beweis aus dem apologetischen Handgepäck genommen und vergessen – bis nach einigen Jahren der nächste Prediger ihn wieder neu „entdeckt“.

Hier also das Argument: „Alles Leben beruht auf DNA. DNA enthält kodierte Information, ist also ein Code. Ein Code ohne Programmierer ist nicht vorstellbar, das würde gegen die Gesetze der Thermodynamik verstoßen. Daher muss ein intelligenter Geist die Informationen in die DNA kodiert haben. Dieser Geist ist Gott, der daher existieren muss. Voilà!“

Das ist natürlich Unsinn. DNA ist nur metaphorisch ein Code, kein den Lebewesen eingepflanztes Computerprogramm. Biologen benutzen diese Analogie, damit auch wir Laien zumindest ungefähr verstehen, wie die biologische Vererbung funktioniert. DNA ist eine katalytische Säure, deren elektrochemische Eigenschaften Reaktionen in Gang setzen. An Ende einer Reihe von Reaktionen stehen Proteinketten, die für den Zellstoffwechsel wichtig sind. Es geht also lediglich um die Anordnung von Elektronen in einem langen Molekül. DNA ist im gleichen Maße „Information“ für die Bildung von Proteinen, wie eine Kuhle im Boden „Information“ für die Form einer Pfütze ist, die sich aus Wassermolekülen bildet.

Noch ein Beispiel? Okay: Ein erfahrener Wanderer kann im Wald an Zeichen deuten, welche Tiere einen Weg entlang liefen, wie lange der letzte Regenguss her ist, etc. Diese „Informationen“ sind also da, zumindest für jemanden mit der richtigen Ausbildung. Aber niemand schreibt die Informationen, die der Wanderer liest. Und genau so ist es auch mit der Konfiguration von Proteinen in der DNA: Wissenschaftler können sie im Labor lesen, das setzt aber nicht voraus, dass sie vorher jemand geschrieben hat. Wissenschaftler können sogar zuschauen, wie sich die DNA verändert und weiter entwickelt, wie zusätzliche „Information“ entsteht – ohne dass eine Intelligenz ständig daran herum schraubt.

Die Erwähnung des in evangelikalen Kreisen modischen Begriffs „Thermodynamik“ ändert daran übrigens auch nichts. Die sagt in der Tat, dass in vielen Jahrmilliarden, wenn irgendwann alle Sonnen verglüht sind, alle Materie im Universum einen gleichförmigem Zustand erreicht. Für die Religionisten folgt daraus, dass das auch kurzfristig und in der Chemie so sein muss, sich daher niemals komplexe Strukturen aus einfachen bilden können. Das massive Verbiegen dieser Wissenschaft löst bei Physikern akute Schüttelkrämpfe aus: Natürlich bilden sich im Rahmen von chemischen Reaktionen komplexe Moleküle aus einfachen. Siehe zum Beispiel: DNA.

Der DNA-Beweis wird vollständig widerlegt durch die tägliche, direkte Beobachtung der chemischen Reaktionen, die graduelle Veränderungen von DNA-Molekülen bewirken. Wir wissen, dass es passiert, wie es passiert und wie es ausgelöst wird. Die Idee, DNA sei irgendwie designt worden, wird von den Massen von empirischen und analytischen Beweisen für die Mechanismen der Evolution einfach plattgewalzt.

  • Wissenschaftler schauen DNA beim Wachsen zu: Systematische Evolution von Liganden durch exponentielle Anreicherung (Wikipedia)
  • Zeugen der Wahrheit: Frage 7 der laserhirnigen“40 Fragen an Evolutionisten“, die übrigens von interessierten Laien ohne Probleme beantwortet werden können (Text)
  • Good News: „DNA: The Tiny Code That’s Toppling Evolution“ (Text)
  • The Atheist Experience #823, ab etwa Minute 22:30 (Video)

Dieser Beitrag ist die Zusammenfassung einer Forums-Diskussion im Blog „The Atheist Experience“.

33 Gedanken zu „Der DNA-Beweis für die Existenz Gottes

  1. Pingback: Sämtliche bekannten Gottesbeweise: Gescheitert! | Man Glaubt Es Nicht!

  2. Und genau so ist es auch mit der Konfiguration von Proteinen in der DNA: Wissenschaftler können sie im Labor lesen, das setzt aber nicht voraus, dass sie vorher jemand geschrieben hat.

    Ich kann also diesen Blog hier lesen….. was aber nicht voraussetzt, dass er von jemandem geschrieben wurde! Punkt. 😉

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  3. Pingback: Best of 2013 – Jehova! Jehova! | Man Glaubt Es Nicht!

  4. Ihr Beitrag selbst strotzt vor Ideologie und Glauben – Glauben an die Wissenschaft. Sie sind ganz klar voreingenommen. Nichts was Sie schreiben wiederlegt den Sachverhalt das codierte Informationen einen Sender voraussetzten. Das ist schlichtweg Fakt. Am Ende bleibt: Egal welches Lebewesen, Pflanze oder Tier. Es gibt EINEN Code für JEDES Leben. Wenn wir Evolutionstheorie nur halbwegs ernst nehmen; so müsste es Millionen von Codesytemen geben. Gibt es aber nicht. Wer hier noch die klare Handschrift eines“Erzeugers“ dessen, oder einen Gott leugnet, spricht nur aus seinem eigenen Glauben heraus; indem er schlichtweg einen Gott der Dinge schafft abtut und ignoriert. Es lebe die Wissenschaft! Aber ihr Ansatz ist schlichtweg aberGLAUBE.

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    • „Nichts was Sie schreiben wiederlegt den Sachverhalt das codierte Informationen einen Sender voraussetzten. Das ist schlichtweg Fakt.“

      Ich verstehe diesen Punkt ganz ehrlich nicht. Wie kommen Sie denn darauf? Das Wort „Code“ bedeutet in diesem Zusammenhang doch lediglich, dass Information, um transportiert und repliziert werden zu können, in einer physischen Form vorliegen muss. Auf Basis von nicht-codierten, also nicht-physischen Informationen können die Mechanismen des Stoffwechsels doch naheliegenderweise nicht greifen. „Code“ bedeutet doch hier nicht, dass in der DNA eine Art Computerprogramm enthalten sei.

      Sie müssen sich doch darüber im Klaren sein, dass ein Wort zwei oder mehrere Bedeutungen haben kann. Oder stellen Sie sich wirklich vor, dass DNA-Ketten ein Computercode seien, der von einem Programmierer zusammen gehackt worden sei?

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    • „Nichts was Sie schreiben wiederlegt den Sachverhalt das codierte Informationen einen Sender voraussetzten.“
      Dieser Sender könnte zum Beispiel die vorherige Generation an Lebewesen sein. Kein Gott.

      „Wenn wir Evolutionstheorie nur halbwegs ernst nehmen; so müsste es Millionen von Codesytemen geben.“
      Lebewesen vererben Eigenschaften weiter, als auch das Codeystem.

      „Wer hier noch die klare Handschrift eines”Erzeugers” dessen, oder einen Gott leugnet, spricht nur aus seinem eigenen Glauben heraus; indem er schlichtweg einen Gott der Dinge schafft abtut und ignoriert.“
      Genetische Information ist eines der meistdiskutierten Gebiete in der heutigen Philosophie der Biologie. Und rate mal, wie viele Philosophen meinen, ein Gott habe irgendetwas damit zu tun!

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    • Zitat: „Es gibt EINEN Code für JEDES Leben“ Falsch! Es gibt einen weitgehend gemeinsamen Code für alle Lebewesen.
      Es sei denn, Du willst die „Tippfehler“ die bei jeder Replikation auftreten können, als eigenen Code definieren.
      Die Tatsache, dass es diesen gemeinsamen Code gibt, ist gerade der Beleg dafür, dass sich alles Leben aus einer Urzelle entwickelt hat und nicht als eigenständige Individuen wie sich die Erfinder der Bibel das so gedacht hatten.

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    • Ein Hauptstrang der christlichen Überlieferung sind die römischen Mysterienkulte. Also, ja, das Christentum ist tatsächlich eine sehr hartnäckige Spielart der Esoterik.

      Falls Sie mir das so nicht glauben, zitier ich mal „Mysterienkulte der antiken Welt“ aus der WP: „Zum allgemeinen Wesen der Mysterienkulte gehören der sterbende und auferstehende Gott, der Mutterkult, die Wiedergeburt und Unsterblichkeit.“

      Sind Sie Katholik? Kommt Ihnen das bekannt vor?

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  6. Es ist nicht einmal sicher, ob Code oder Instruktionen einen intelligenten Autor brauchen. Viele reduktionistische Theorien kommen aus, ohne Intelligenz vorauszusetzen. Die bekannteste davon ist Biosemantik, die neuste vielleicht Evolutionäre Signale von Brian Skyrms.

    Sollten Kreationisten diese Theorien anfechten, frage ich mich, wie man ohne sie DNA als Träger eines echten Codes identifizieren sollte.

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    • Kennen Sie den alten Pfadfindertrick? Im Wald ist Norden da, wo die Baumstämme moosbewachsen sind.

      Wer schreibt diese Information auf die Bäume? Ihr Gott? Eine andere Intelligenz? Von selbst schreiben kann sie sich Ihrer Behauptung nach ja nicht.

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      • Aber Gott hat doch die Bäume am dritten Tag gebastelt. Da hat er bei der Gelegenheit auch gleich die Inschriften angebracht. Nicht am gleichen Tag, aber am nächsten. Denn nachdem er die Sonne an den Himmel geschraubt hatte, wusste er wo Norden ist. Schließlich erkennte er, als er in die neue Sonne schaute, dass es einen Ort an seinem Körper gibt, wo nie die Sonne hin scheint. Und den nannte er damals in seiner göttlichen Sprache „Norden“.

        Heute ist der Norden zum Zenit geworden, denn Gott thront ja bekanntlich direkt auf der Himmelskuppel (siebte Kristallschale) auf seinem Feuerthron. Und wenn wir den Kopf ganz weit in den Nacken legen und direkt nach oben schauen, dann blicken wir direkt in Gottes Norden…

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      • Dummes Argument.1.Ist es nicht die Nordseite,sondern die Westseite.2.] Kommt es daher,weil der Regen meistens von der Westseite kommt und daher bessere Wachstumsbedingungen für das Moos bewirkt.

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    • @Enrico,

      „““Information ist ein Ausdruck von Intelligenz (Schreiben sich Bücher von selbst?).“““

      Du begehst einen Kategorienfehler, wenn du so pauschal von Information sprichst. Der Begriff ist vielschichtig. Bei Büchern bedarf es natürlich einer „Absprache“ zwischen Autor und Rezipient, beide müssen die gleiche Sprache benutzen können, beide müssen dasselbe Alphabet verstehen, usw.

      Ganz anders im Universum. So enthält z. B. das Licht von Sternen eine Menge Information, etwa über die chemischen Elemente, die der Stern enthält, was wiederum Rückschlüsse auf sein Alter zulässt. Wir können die Helligkeit im Vergleich zu anderen Sternen ermitteln und auch daraus jede Menge Information gewinnen. Das sind ganz natürliche Gegebenheiten, die uns mit Information versorgen, ohne dass eine andere Intelligenz als die unsere dahinter stecken muss.

      Mit den Anfängen des Lebens verhält es sich entsprechend. Aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften, die praktisch schon mit dem Urknall gegeben waren, können sich chemische Elemente auf bestimmte Art und Weise verbinden. So kommt es dann, dass eine bestimmte Anordnung von je drei Nukleinsäuren (ACGU) jeweils die Ankopplung einer (oder auch mehrerer) bestimmten Aminosäuren zulässt. Damit braucht auch der genetische Code keinen Intelligenten Urheber, es sie denn, man geht davon aus, dass er im Urknall selber und nur da, „aktiv“ war.

      Im Übrigen gibt es natürlich keinen nachvollziehbaren Weg vom hypothetischen „Schöpfer“ des Urknalls zum christlichen Gott. Dazwischen liegen nicht nur Welten, sondern ganze Universen! 🙂

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