Sämtliche bekannten Gottesbeweise: Gescheitert!

Organisierte Religionen begründen ihren Einfluss in der Gesellschaft damit, dass sie besondere Erkenntnisse über das Wesen und den Willen eines oder mehrerer Götter besitzen. Um einen zu ergründenden Willen zu haben, muss so ein Gott jedoch überhaupt erstmal existieren. Das haben auch die Vertreter der Religionen eingesehen, und so arbeiten seit etwa 2.500 Jahren viele der klügsten Vertreter jeder Generation daran, Hinweise für die tatsächliche Existenz jener Gottheit zu sammeln, die im Judentum als Jahwe bekannt ist und später von Christen und Moslems übernommen wurde.

Die klassischen Gottesbeweise: Null Hinweise

In einer Reihe von Blogposts haben wir uns die von den Religionisten im Laufe der Jahrtausende gesammelten „Gottesbeweise“ näher angeschaut. Wir hatten mit den drei klassischen Argumenten begonnen: Dem kosmologischen, dem teleologischen und dem ontologischen Gottesbeweis. Im Folgenden habe ich die Argumente kurz zusammen gefasst.

Der kosmologische Gottesbeweis: „Das Universum ist sehr komplex und ich behaupte mal, dass es nicht ewig sein kann. Da niemand weiß, wie es geschaffen worden ist, muss Jahwe am Werk gewesen sein, der daher existiert.  Jahwe selbst hat keinen Ursprung, er ist ewig.“ – Hier wird etwas sehr komplexes (das Universum) dadurch erklärt, dass man noch etwas viel komplexeres (einen Geist, der in der Lage ist ein Universum zu schaffen) voraussetzt. Zu dessen Ursprung sagt man nichts. Kurz gesagt: Das kosmologische Argument erklärt gar nichts.

Der teleologischen Gottesbeweis: „Wenn ich bestimmte Teile der Natur – z.B. Bananen – betrachte, erkenne ich intuitiv, dass sie von einem intelligenten Wesen zu einem bestimmten Zweck geschaffen sein müssen. Ich behaupte, dass dieses Wesen Jahwe ist, der daher existieren muss.“ – Hier werden aus dem breiten Spektrum der Natur einzelne Beispiele heraus gepickt, die „irgendwie künstlich“ und „zweckgebunden“ erscheinen. Das Argument beißt sich aber in den metaphorischen Schwanz: Geht man von einer bewussten Schöpfung aus, dann wurde die Natur komplett geschaffen. Die heraus gesuchten Beispiele sind dann im gleichen Maße zweckgebunden wie alle anderen. Dies ist ein Widerspruch zu der Annahme, dass der Beobachter einen bestimmte, in der Natur vorkommenden Gegenstand als künstlich wahrnehmen kann, andere jedoch nicht künstlich wirken. (Die Vielfalt der Natur wird übrigens durch die Mechanismen der natürlichen Auslese elegant und stimmig erklärt. Seit der Entdeckung der Gesetze der Evolution sind die teleologischen Beweise daher de facto erledigt.)

Der ontologische Gottesbeweis: „Wenn ich an Gott denke, denke ich mir das perfekte Wesen. Eines der Merkmale von Perfektion ist Existenz. Jahwe muss daher existieren.“ – Der Argumentierende setzt also voraus, dass sein Gott existiert und leitet daraus klarsichtig ab, dass sein Gott existiert. Na toll. Nur, weil man sich etwas ausdenken kann, muss das noch lange nicht tatsächlich existieren.

Moderne Gottesbeweise: Null Hinweise

Zusätzlich zu den klassischen „Beweisen“ haben wir noch den thermodynamischen Gottesbeweis betrachtet (verwendet physikalische Fachbegriffe falsch), die vier „unwiderlegbaren Argumente“ des Predigers Ray Comfort abgeklopft (und alle widerlegt), mehrere Arten von Schriftbeweisen vorgestellt (schlagen fehl), die moralischen Gottesbeweise angeschaut (versuchen es gar nicht erst) und sind auf die Pascalsche Wette eingegangen (die er verliert).

Update: Nachträglich kamen noch hinzu:

  • Der DNA-Beweis für die Existenz Gottes (Falsche Verwendung von Fachbegriffen)
  • Die „Signatur Gottes“ (siehe Kommentare)
  • Der 747-Beweis für die Existenz Gottes (Falsches Verständnis der Evolution)
  • Heilungs- und Alltagswunder als Beweis für die Existenz Gottes (1. Falsche Definitionen und 2. Keine Nachweise erbracht)
  • Biblische Prophezeiungen (und noch mehr davon) als Beweis für die Existenz Gottes (Nachträgliches Zurechtbiegen)
  • Erscheinungswunder als Beweis für die Existenz Gottes (Wasserflecken an einer Wand sind keine Beweise für göttliche Eingriffe, ihr Nüsse!!!)

Resultat: Null Hinweise für die Existenz eines Gottes

Trotz 2.500 Jahren des Suchens haben all diese „Gottesbeweise“ insgesamt null Hinweise für die Existenz eines Gottes erbracht. Macht, Reichtum und Deutungshoheit der organisierten Religionen stützen sich also auf ein reines Phantom.

In einem der folgenden Blogposts werden wir noch einen Schritt weiter gehen: Wir werden zeigen, dass der von den abrahamitischen Religionen verehrte Gott nicht existieren kann.

20 Gedanken zu „Sämtliche bekannten Gottesbeweise: Gescheitert!

  1. Pingback: Über Kampfbegriffe und Gottesbilder | Man Glaubt Es Nicht!

  2. Pingback: der besondere Respekt | Atheismus für Einsteiger

  3. Hi, Du hast den mathematischen (oder „modallogischen“) Gottesbeweis vergessen, vertreten etwa von Kurt Gödel. Außerdem machst Du es Dir natürlich arg einfach mit Deinen „Widerlegungen“. Vor allem bei dem Bananenbeweis muss man sicher noch ein paar Stufen tiefer denken, um ihn zu „widerlegen“.

    Außerdem hast Du den „Wunderbeweis“ vergessen, der von traditionellen Gläubigen (die nach meinen Erfahrungen häufig ebenso flach argumentieren wie kämpferische Atheisten, zwei Fraktionen, die sich deshalb manchmal recht gut ergänzen, finde ich) ins Feld geführt wird. Gott bestätige seine Existenz und die Wahrheit des (katholischen) Glaubens durch übernatürliche Zeichen. Überzeugt natürlich ebenso wenig, und zwar selbst dann nicht, wenn man zugesteht, dass es unerklärliche und auch mit Suggestion nicht befriedigend lösbare Phänomene gibt. Aber genannt werden müsste er schon, zumal es gerade solche Dinge sind, die in Alltagsdiskussionen am ehesten auch Leute zum Stutzen bringen, die sich eigentlich für nichtgläubig halten.

    Dass die klassischen Gottesbeweise heute niemanden mehr überzeugen (auch mich nicht, der ich durchaus gläubig bin, aber keine Gottesbeweise brauche und auch niemandem etwas beweisen muss), muss man m.E. zunächst einmal historisch zu verstehen suchen. Deine ganz unhistorische Herangehensweise ist nicht geeignet, Religion zu erklären (oder wegzuwischen). Es fängt bei der historisch vollkommen unzutreffenden Vorstellung an, „Vertreter der Religionen“ arbeiteten seit 2500 Jahren daran, ein phantastisches Lügengebäude aufzurichten. Bei so einem platten Geschichtsbild, das überhaupt kein Verständnis für das Denken unserer Vorfahren besitzt, kann man natürlich nicht zu einer angemessenen Wertung und Erklärung der Existenz gelangen. Deshalb wirst Du mit deinen Widerlegungen nur die überzeugen, die genauso unhistorisch an die Geistesgeschichte herangehen.

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    • Jepp, das stimmt, die modale Logik fehlt noch. Ebenso Matt Slicks Version des TAG, der Beweis durch Bibel-, resp. Koranwunder, das 747-Argument, die notwendige Gerechtigkeit, das „Die Apostel können nicht gelogen haben“-Argument, das Prophezeihungsargument, das Kalam-Argument, der Beweis aus dem Sinn des Lebens, etc., etc.

      2000 Jahre sind eine Menge Zeit, um sich Argumente auszudenken. Egal, ob mit deinem klugem Geschichtsbild oder mit meinem platten. Wirklich erstaunlich, dass dabei nichts Überzeugenderes heraus kaum.

      Und, nein, zum Bananen-Argument braucht man wirklich nicht „noch ein paar Stufen tiefer denken“: Es ist und bleibt eine bloße (und hundertfach widerlegte) Behauptung ohne jede Beweiskraft.

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  4. „2000 Jahre sind eine Menge Zeit, um sich Argumente auszudenken.“ In einem anderen Deiner Blogbeiträge schreibst Du sogar etwas von „knapp 12.000 Jahren“, in denen „die Elite der Welt nach Beweisen“ für die Existenz Gottes suche.

    Das ist in Wirklichkeit aber völliger Unfug. Die Vorstellung, es könnte evtl. *überhaupt keinen* Gott geben, war nämlich die längste Zeit über keineswegs so einleuchtend und selbsterklärend, wie Du es darstellst, sondern ist in ihrer breiten Popularität relativ neu und hat erst mit dem psychologischen Projektionsargument an Plausibilität gewonnen. Wer zu anderen Zeiten zu der Auffassung gelangte (und solche Denker gab es natürlich auch), Gott existiere überhaupt nicht, begab sich dagegen in eine extreme Außenseiterposition und wandte sich gegen das, was man seinerzeit als gesunden Menschenverstand betrachtete. Er wäre für geisteskrank gehalten, als Spinner verlacht und in vielen Epochen sicherlich auch verfolgt worden, einfach weil die Existenz Gottes als unmittelbar evidente Tatsache erschien, die man als vernünftiger Mensch nicht gut bezweifeln konnte.

    In diesem Kontext sind die klassischen Gottesbeweise entstanden. Es ging nicht darum, eine gewagte, unwahrscheinliche These zu beweisen. Vielmehr basieren sie auf dem breiten Konsens aller angesehenen Denker und setzen die Einsicht aller klugen und weniger klugen Menschen voraus, dass Gott evidentermaßen existiert. Diese Ad-hoc-Evidenz wollen sie durch rationale Argumente stützen und erklären, warum es so selbstverständlich ist, die Existenz Gottes anzunehmen. Sie zielen also darauf, immer schon Gewusstes deutlicher uns Bewusstsein zu heben und argumentativ nachvollziehbarer zu machen, nicht aber, Gegner zu überzeugen. Eine entgegengesetzte Position nehmen sie ernsthaft gar nicht in den Blick, allenfalls rhetorisch, da sie lächerlich erscheinen musste und man sich nicht vorstellen konnte, dass jemand allen Ernstes auf so eine dämliche Idee kommen könnte, die Existenz Gottes zu leugnen.

    Vor dem heutigen Hintergrund, in dem die Existenz Gottes allgemein als wenig wahrscheinlich gilt und stark angezweifelt wird, sind diese Argumentationen natürlich größtenteils unbrauchbar. Das kannst Du aber nicht als Argument gegen Religion verwenden, schon gar nicht, wenn Du dabei so tust, als wäre ohnehin schon immer klar gewesen, dass Gott gar nicht existieren kann, aber irgendwelche Verschwörer hätten sich jahrtausendelang Pseudobeweise zusammengebastelt und damit das ungebildete Volk an der Nase herum geführt. Diese Sichtweise mag in unserer Zeit (die genauso beschränkt ist wie andere Epochen) gewisse Anziegungskraft besitzen, ist aber unhistorisch und bringt nicht näher zu dem, was wir suchen (also die Wahrheit über uns und die Welt).

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    • Hey Jordi, danke für deine ausführlichen Kommentare. Wie schön. Jedoch: Außer dir redet eigentlich niemand von „Verschwörungen“. Ich hatte lediglich geschrieben, dass die Eliten der jeweiligen Zeit „Hinweise für die tatsächliche Existenz“ ihres Gottes suchen. Das lässt sich ja wohl kaum leugnen.

      Und du hast natürlich Recht: Ohne die geringsten Kenntnisse von Meteorologie, Kosmologie, Biologie, etc. zu haben, zogen die Menschen damals ein riesiges Argumentum ad ignorantiam auf und beschlossen: „Gewitter? Sternenhimmel? Heuschrecken? Das muss wohl der Jahwe machen.“ Wer von dieser Meinung abwich, war damals, wie du schon schreibst, in einer „extreme[n] Außenseiterposition“.

      Vor diesem Hintergrund haben die Scholastiker ihre „Gottesbeweise“ aufgezogen: Weil sie die Existenz Jahwes als gegeben ansahen, wollten sie im Rahmen ihrer mittelalterlichen Denkweise schöne, kleine Argumente finden, die das längst „Bekannte“ auch intellektuell belegen. So entstanden (neben einem Haufen Kram z.B. über den angeblichen Körper-Seele-Dualismus) die ontologischen, teleologischen und kosmologischen Gottesbeweise.

      Diese „Beweise“ sind falsch: Sie nehmen an, dass ein Gott existiert, betrachten dazu ein beliebiges (vermutetes) Faktum und schließen klarsichtig „Angenommen, Gott existiert und X auch. Dann folgt daraus, dass Gott existiert. Tada-aah!“ [Edit: In diesem Absatz herrschte grammatische Verwirrung]

      Mittlerweile, dank der Religion unter Opfern abgerungener Bildung für alle und Menschenrechten wie Gedankenfreiheit ist in der Tat vielen Menschen klar, dass diese „Gottesbeweise“ nicht mehr zu halten sind. Anderen jedoch nicht: So argumentiert der angeblich beste (kaum zu glauben!) Theologe der US-Evangelikalen William Lane Craig immer wieder vor tausenden begeisterten Zuhörern mit ontologischen, teleologischen und kosmologischen Mitteln. Falls es dich interessiert: Youtube ist dein Freund.

      Und nun, da ihre „Gottesbeweise“ nicht mehr zu halten sind, kommen Menschen, die (bis auf einen einzelnen Punkt) aufgeklärt, gebildet, im Denken geschult sind, daher und sagen: Das war alles nicht so gemeint, das war nur Spaß! Wir haben neu nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen: Der Jahwe existiert wirklich, er ist unergründlich, unsichtbar und unerfahrbar. Außerdem ist er unendliche Liebe. Wegen all dieser Eigenschaften können wir nicht rational darüber nachdenken.

      Kurz: Man definiert sich einen unwiderlegbaren Gott (wie auch Einhörner, Schlümpfe, etc, unwiderlegbar sind, wir kennen das Spiel), setzt seine Existenz voraus und schließt wieder klarsichtig: „Der Gott existiert, ich fühle seine mysteriöse Gegenwart tief in meinem Herzen. Daraus folgt: Der Gott existiert.“

      Kommt dir das nicht methodisch irgendwie bekannt vor?

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  5. Das zentrale Problem in der Auseinandersetzung um die Gültigkeit von Gottesbeweisen scheint mir, wie ich behaupten möchte, die Frage nach einer allgemein verbindlichen Definition Gottes zu sein. Wenn man beispielsweise konstatiert, dass es „Null Hinweise auf die Existenz Gottes“ gibt, dann setzt man – unausgesprochen – eine spezifische Definition von Gott voraus, andernfalls wäre die Aussage buchstäblich „gegenstandslos“. Will man Gott definieren, dann muss man spezielle, ihn charakterisierende Eigenschaften angeben können.

    Tatsächlich gibt es solche speziellen Eigenschaften. So wird in der natürlichen Theologie nicht nur angenommen, dass Gott der „Urgrund des gesamten Universums“ ist, dieser Urgrund soll auch durch spezielle Eigenschaften wie z.B. die der UNSICHTBARKEIT (Römer 1,20) und die der ALLGEGENWART (Psalm 139) charakterisiert sein.

    Wenn man nun die Existenz eines Urgrundes voraussetzt, der seiner Natur nach –unsichtbar– ist, dann würde man eigentlich erwarten, dass auch das auf ihm gründende sichtbare Universum auf sehr spezifische Weise eingerichtet sein muss. Doch seltsamerweise ist bis heute niemand der damit verbundenen Frage systematisch nachgegangen: Wie muss eigentlich das sichtbare Universum in concreto (!) aussehen, wenn sein Grund – wie von der Theologie/Metaphysik behauptet – tatsächlich unsichtbar ist?

    Eben dieser Frage bin ich nachgegangen – in der Hoffnung und dem Bemühen, diese Frage so weit beantworten zu können, dass sie auch empirisch entscheidbar war. Im Zuge dieser Bemühungen konnte ich ein Prinzip formulieren (i.e. das –Prinzip der radikalen Nicht-Dualität–), welches mit Blick auf das sichtbare Universum eine ganz spezifische Vorhersage implizierte: Es besagt, dass das Universum im Falle der Existenz eines unsichtbaren, allgegenwärtigen Grundes an seinem äußersten räumlichen Rand empirisch eine Koinzidenz aufweisen musste!

    Das Bemerkenswerte an dieser Vorhersage ist zweifellos der Umstand, dass eben diese Vorhersage für unser (!) Universum zuzutreffen scheint. Bezeichnenderweise stellt diese empirische Koinzidenz am äußersten räumlichen Rand unseres Universums eine Anomalie dar, die bislang im Rahmen der modernen Kosmologie nicht befriedigend beantwortet werden konnte.

    Ich nenne sie eine „Signatur Gottes“.

    Es ist unmittelbar einsichtig, dass dieser Beweis, wenn er bewusst als Gottesbeweis aufgefasst wird, radikale Auswirkungen auf das „Gottesbild“ hat. Die Unsichtbarkeit Gottes, mit der die meisten Theologien die Existenz Gottes rechtfertigen, ist nicht länger als das Ergebnis eines personalen Aktes deutbar, sondern erweist sich vielmehr als das zwingende Ergebnis einer spezifischen Konzeption des Universums.

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    • Vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Gestatten Sie mir drei Anmerkungen:

      1. Die definieren Gott als Urgrund des Universums, als unsichtbar und als allgegenwärtig. Damit unterscheidet sich Ihre Definition sehr stark von der klassischen theistischen Trias allmächtig, allwissend und allgütig. Ihr Gottesbild neigt in Richtung eines unpersönlichen Gottes, etwa „Gott ist die Raumzeit selbst“, was vage pantheistisch klingt. Das Problem mit dem Pantheismus ist, dass bei einer Gleichsetzung von Gott mit (bestimmten Teilen des) Universums die Vokabel „Gott“ jede Bedeutung verliert und daher genau so gut weggelassen werden kann. Pantheismus ist verkappter Atheismus.

      2.Sie haben laut eigener Aussage gezeigt, dass das Universum bei vorausgesetzter Existenz eines Gottes bestimmte Eigenschaften haben müsse. Haben sie auch gezeigt, dass es diese Eigenschaften bei angenommener Nichtexistenz von Göttern nicht haben kann?

      3. Wenn die Kosmologie bislang für bestimmte Phänomene keine für Sie befriedigende Antwort gefunden hat, rechtfertigt dieses Unwissen dann die Annahme eines außernatürlichen Phänomens?

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  6. Vielen Dank für Ihre Anmerkungen, die ebenso klug wie sachlich sind, was auf diesem emotional heiß umkämpften Gebiet eher die Ausnahme ist. Aber ich glaube, dass muss ich Ihnen nicht explizit mitteilen…

    Hier nun meine Anmerkungen zu Ihren Anmerkungen:

    (1) Es stimmt, die von mir ausgewählten Eigenschaften sind von ihrer inneren Bedeutung her eher a-personaler Natur. Dieser Auswahl lag die Annahme zugrunde, dass sich diese Eigenschaften auch am ehesten mit naturwissenschaftlichen Mitteln aufklären ließen. Gleichwohl gelten diese ausgewählten Eigenschaften, inbesondere die Eigenschaft der Unsichtbarkeit, in theologischer Hinsicht als für das Wesen Gottes charakteristisch.
    Obwohl diese Auswahl per se den Pantheismusvorwurf begünstigt, ist der theoretische Ansatz pan-en-theistischer Natur, da in meiner Arbeit zwischen dem sichtbaren Universum und ihrem unsichtbaren Urgrund sehr dezidiert unterschieden wird. Dies wird deutlich, wenn man diesen ontologischen Unterschied epistemologisch fasst. Es gilt dann: (i) Sichtbares Universum = Immanenter Teil der Wirklichkeit und (ii) Unsichtbarer Grund = transzendenter Teil der Wirklichkeit.

    (2) Das ist zweifellos die interesanteste Frage. Die eigentliche Erkenntnisleistung bestand in diesem Fall darin, die von der Eigenschaft der Unsichtbarkeit geforderte Konzeption des Universum so weit zu spezifizieren, dass sie auch –empirisch überprüfbar– war. Mit eben dieser Spezifikation war die methodologische Kernforderung von Naturwissenschaft hinreichend erfüllt. Diese Kernforderung impliziert jedoch nicht die Forderung, dass man zeigen muss, dass die Existenz einer physikalisch behaupteten Eigenschaft auch logisch notwendig ist. Bislang gibt es keine physikalische Theorie, die dieser Forderung in Strenge genügt. Einstein war sein Leben lang darum bemüht, herauszufinden, ob Gott bei der Schöpfung des Universums eine Wahl hatte oder ob ihm – wie er es nannte – die Bedingung der logischen Einfachheit keinerlei Wahl ließ.
    Ich möchte hinzufügen, dass man im Falle der Existenz eines unsichtbaren Grundes tatsächlich zeigen kann – zumindest auf der Grundlage der bisher geleisteten Erkenntnisbasis -, dass seine Existenz logisch notwendig ist.

    (3) Hier berühren Sie ein klassisches Argument wider die Existenz eines transzendenten Grundes – Gott als Lückenbüßer für ein unerklärliches Faktum. In diesem Fall ist die Sachlage jedoch eine grundlegend andere, wie die nachfolgende Argumentationskette vielleicht deutlich macht, denn hier stand das unerklärliche Faktum nicht schon am Beginn der Argumentation, sondern erst an ihrem Ende.

    Gott ( definiert als unsichtbarer Grund des Universums) – Radikal Nicht-Duale Konzeption des Universums (um die Unsichtbarkeit des vorgen. Grundes zu gewährleisten) – Spezifische Vorhersage (verknüpft mit dieser Konzeption): Koinzidenz des (räumlich) Kleinsten und des (räumlich) Größten?

    Erst nachdem die Argumentation diesen Punkt der Vorhersage erreicht hatte, habe ich geprüft, ob unser Universum an seinem äußersten räumlichen Rand eine entsprechende Koinzidenz aufwies oder nicht. Überraschenderweise zeigte sich dann, dass unser Universum an seinem äußersten räumlichen Rand tatsächlich (!) eine Koinzidenz aufwies.

    Erst nachdem diese Prüfung erfolgt war, wurde schließlich mehr und mehr deutlich, dass es sich bei dieser Koinzidenz wissenschaftstheoretisch um eine ANOMALIE handelte – also um einen Befund, der sich bislang befriedigender naturwissenschaftlicher Erkenntnis entzogen hat.

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    • Danke für Ihre wirklich interessanten Erläuterungen. Hier meine Anmerkungen dazu:

      Zu 1: Dem biblischen Gott Jahwe werden eine ganze Reihe von Eigenschaften zugeschrieben: Er verfügt über eine Persönlichkeit, ist allmächtig, allwissend, unendlich gütig, „die Liebe selbst“, allgegenwärtig, jähzornig, eifersüchtig, dreifaltig, etc. Sie haben aus diesem Kanon als Ansatzpunkte für Ihren Beweis drei Eigenschaften heraus genommen, die Ihnen für Ihren Beweisgang als am geeignetsten erschienen. Die zweite dieser Eigenschaften, Allgegenwart, impliziert zudem die dritte, Unsichtbarkeit. Eine allgegenwärtige und sichtbare Entität würden wir schlichtweg ständig sehen – es gäbe also kaum etwas zu beweisen.
      Sie wollen also die Existenz von bestimmten Eigenschaften des Universums beweisen, nämlich dass es über einen allgegenwärtigen Urgrund verfügt. Dieses Eigenschaftsbündel nennen Sie Gott. Mit dem persönlichen Gott der Juden, Christen und Muslime hat dieses Phänomen jedoch wenig zu tun. Der Sprung von einem gelungenen Beweis „Es gibt einen allgegenwärtigen Urgrund“ zu „Das Gottesbild von Religion/Tradition X ist korrekt“ ist unendlich weit und dürfte kaum zu führen sein.

      Um Ihnen in diesem umkämpften Feld etwas Vorsprung vor den seit 2.000 Jahren aktiven Theologen zu geben, sollten wir diesen Punkt vielleicht außer Acht lassen. Er ist zwar wichtig, jedoch nicht entscheidend.

      Zu 2: Ich bin nicht sicher, ob ich mir hier korrekt ausgedrückt habe. Ich versuche es nochmal. Sie wollen die Existenz Gottes mithilfe bestimmter Anomalien beweisen. Sie müssen also zeigen „Dann und nur dann, wenn die Anomalie auftritt, existiert Gott“ (A<=>G). Hierzu sind zwei Beweisrichtungen nötig: „Aus dem Auftreten der Anomalie folgt: Gott existiert“ (A=>G) und „Aus Gottes Existenz folgt: Die Anomalie tritt auf“ (G=>A).
      Sie schreiben, dass Ihnen ein Beweis G=>A gelungen sei. Das reicht jedoch nicht. Sie haben -wie Sie selbst schreiben- lediglich bewiesen, dass, falls es einen allgegenwärtigen Urgrund geben sollte, auch die Anomalien auftreten müssten. Für einen Gottesbeweis benötigen Sie jedoch vor allem die Gegenrichtung „Aus der Auftreten der Anomalie folgt Gott, die Anomalie tritt auf, daher: Gott existiert“.
      Um ein eher praktisches Beispiel zu bemühen: Einhörner können nur existieren, wenn Jungfrauen existieren, die ihnen vorsingen. Empirisch stellt man nun fest: Ja, es gibt noch (vereinzelt) Jungfrauen. Daraus folgt dann aber sicherlich nicht die Existenz von Einhörnern.

      Und zuletzt noch zum Inhalt Ihres Beweises: Sie geben an, bestimmte Beobachtungen am „räumlichen Rand des Universums“ gemacht zu haben. Ohne auf diese erstaunliche Behauptung näher eingehen zu wollen: Diese Beobachtung setzen Sie in den Kontext physikalischer Theorien und finden Anomalien. Soweit ich das überblicken kann, beschäftigt sich das Standardmodell der Physik nicht mit „räumlichen Rändern“ des Universums. Diese kommen schlicht nicht vor, der Umgang mit ihnen entspricht nicht den Anwendungsmöglichkeiten des Modells. Wenn Sie ein beliebiges Modell nun mit Eingaben füttern, für die es nicht vorgesehen ist, kommt es selbstverständlich zu Anomalien. Die sind dann aber kein Zeichen einer mystischen Entität, sondern lediglich Rechenfehler.

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      • Vielen Dank für Ihre Replik, die ich ebenso interessant wie herausfordernd fand.

        Um es ganz deutlich zu sagen, meine Absicht ist es nicht (und war es auch nie), a priori die Existenz des biblichen oder christlichen Gott beweisen zu wollen. An personale Gottesbilder habe ich nie „geglaubt“. Meine Absicht war von Anfang an eine ganz andere: Es ging mir darum (und geht mir immer noch darum), eine moderne Metaphysik begründen zu wollen, und zwar im Sinne einer speziellen Disziplin innerhalb der modernen Physik, vergleichbar der Atomphysik.

        So wie die Atomphysik das Atom als den von ihr untersuchten Gegenstandsbereich auffasst, so gilt der von der Metaphysik zu untersuchende Gegenstandsbereich der Existenz eines transzendenten Urgrundes allen Seins. Es ist unmittelbar einsichtig, dass eine moderne Metaphysik, wenn sie gelingt, zwangsläufig auch Relevanz für die Gottesfrage wie auch das
        Gottesbild hat, da sie, was die von ihr zu untersuchenden Eigenschaften anbelangt, erkennbar Schnittmengen zur Theologie aufweist.

        So gesehen, ist das von mir verfolgte Forschungszielt sehr viel bescheidener. Mir ging es wesentlich darum, einen Bereich der Wirklichkeit mit den Mitteln der modernen Physik aufzuklären, der bislang nahezu vollständig unaufgeklärt geblieben ist – nämlich die Frage, ob es einen transzendenten (i.e. unsichtbaren) Grund der Wirklichkeit wirklich (!) gibt oder nicht. Es gibt in der Tat bislang keinerlei empirische Fakten, die auf die Existenz eines solchen spezifischen Grundes hinweisen. Daher war ich vorrangig bestrebt, für die Metaphysik eine empirische Basis zu erschließen, was der klassischen Metaphysik historisch versagt geblieben ist. Wenn Sie sich die Geschichte der Atomphysik vergegenwärtigen, dann werden Sie feststellen, dass auch dieser Disziplin sehr lange Zeit eine solche empirische Basis fehlte und dass es noch um 1900 herum namhafte Physiker gab, die ihre Existenz ernsthaft bestritten haben.

        Aufgrund dieser Ausrichtung ist es auch nicht mein erklärtes Ziel, Anomalien zu sammeln, um irgendeinen dubiosen Beweis der Existenz Gottes zu führen. Ich empfände das – wahrscheinlich ebenso wie Sie – als wenig überzeugend.

        Anomalien werden jedoch wissenschaftstheoretisch (von Thomas Kuhn in „Struktur wissenschaftlicher Revolutionen) als ein Zeichen gewertet, dass ein geltendes Paradigma innerhalb der Wissenschaft nicht länger geeignet ist, spezifische Phänomen überzeugend (d.h. ohne ad hoc Annahmen) erklären zu können. Für mich war es daher ein kleines, aber keineswegs entscheidendes Indiz, dass das von mir als metaphysisch relevant erkannte Faktum (i.e. die Koinzidenz von Trägheits- und Sternenkompass) eine Anomalie darstellte. Es signalisierte mir, dass ich mit meiner Theorieentwicklung, soweit sie kosmologische Fragestellungen betraf, auf der richtigen Spur war…

        Randbedingungen im Unendlichen sind nach wie vor ein zentrales Thema der modernen Kosmologie. Viele der Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie sind überhaupt
        nur lösbar, wenn man annimmt, dass der Raum im Unendlichen asymptotisch flach ist. Die Schwarzschild-Lösung, welche die Raumzeit für eine sphärisch-symmetrische, statische
        Materieverteilung beschreibt, ist hierfür ein klassisches Beispiel.

        Einstein hat diese Bedingungen loswerden wollen, weil er für sie physikalisch keinen „GRUND“ hat angeben können. Er hat sie gewissermaßen artifiziell seinen Gleichungen hinzufügen
        müssen, was ihm nicht gefiel. Doch jeglicher Versuch, sie loswerden zu wollen, war am Ende zum Scheitern verurteilt. Im Rahmen einer modernen Metaphysik (i.e. des Prinzips der radikalen Nicht-Dualität) erweisen sich diese Randbedingungen hingegen als ebenso natürlich wie notwendig.

        Die Pointe einer modernen Metaphysik besteht darin, die Theorieentwicklung so weit zu treiben, dass sämtliche Begriffe und Gleichungen versagen, denn nur so lässt sich TRANSZENDENZ einen physikalisch verstehbaren Sinn geben. Aus genau diesem Grund sind Unendlichkeiten daher auch natürlicher Bestandteil einer metaphysischen Theorie der Wirklichkeit.

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    • Die gesamte Diskussion, soweit sie Gottesbeweise betrifft, krankt zumeist daran, dass die Diskussionspartner oft unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wer oder was Gott ist. Eine vernünftige Diskussion ist ja nur dann möglich, wenn sich die Gesprächpartner darüber einig sind, was das Wort GOTT bedeuten soll.
      Ohne ein solches gemeinsames Verständnis ist die Aussage, man habe deswegen keine Beweise für die Existenz Gottes gefunden, weil es ihn nicht gibt, eine zwar rational unanfechtbare Schlussfolgerung, aber sie hat intersubjektiv nur dann Gewicht, wenn man angibt, was man unter GOTT versteht. Derlei Angaben gehören zu einem rationalen Diskurs unverzichtbar dazu – und zwar mit Blick auf alle gegenstandsbezogenen Themen.

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  9. Natürlich kann man Gott nicht beweisen, aber die „Gottesbeweise“ sind intelligente Denkansätze, um sich dem Thema zu nähern. Natürlich sind die alle auch widerlegbar. Aber wenn man dann behauptet, man könne die Nichtexistenz Gottes beweisen, trifft man sich mit der linken Graden direkt ins eigene Gesicht. Wenn man eine solche Site ins Netz stellt, sollte man nicht auf infantilem philosophischen „Niveau“ unterwegs sein, das ist dann peinlich.

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      • Weil damit die Krümmung des Zeitraumkontinuums indirekt bewiesen wird? 😉

        (auf welche Weise auch immer)

        Auf jeden Fall eine ganz besondere unter den vielen Sado-Maso-Gewaltphantasien, denen gerade christliche Theisten so gern frönen. Mal was anderes als die (in der Bibel übrigens nicht beschriebene) Hölle.

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